IG-Metall- Iserlohn:

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Veröffentlicht von PSM.Media

IG Metall beginnt mit bundesweiten Warnstreiks

Iserlohn-  Bei Porsche, Bombardier oder Bosch: In dutzenden Betrieben bundesweit haben am Montag Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie stundenlang die Arbeit niedergelegt. Zum Auftakt einer Woche voller Warnstreiks beteiligten sich laut IG Metall bis zum frühen Nachmittag deutlich mehr als 8000 Arbeitnehmer. Die Gewerkschaft will vor der dritten Verhandlungsrunde Druck machen – sie fordert neben sechs Prozent mehr Lohn die Möglichkeit einer befristeten Arbeitszeitverkürzung auf 28 Stunden wöchentlich.

Die Arbeitgeber haben in den bisherigen Verhandlungsrunden bislang zwei Prozent mehr Lohn für ein Jahr geboten. Sie selbst fordern ebenfalls flexiblere Arbeitszeiten, allerdings nach oben: Sie wollen die Höchstgrenze für Beschäftigte kippen, die mehr als 35 Stunden pro Woche arbeiten dürfen.

Der Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, erklärte, mit den Warnstreiks wolle die Gewerkschaft die “Verweigerungshaltung” der Arbeitgeberseite brechen. Seinen Angaben zufolge nahmen seit dem Ende der Friedenspflicht zu Jahresbeginn insgesamt bereits über 15.000 Beschäftigte in mehr als 80 Betrieben an Warnstreiks teil.

Am Montag lag der Schwerpunkt der Aktionen in Baden-Württemberg. Dort nahmen bis zum Nachmittag nach Gewerkschaftsangaben mehr als 4000 Menschen an Kundgebungen teil, davon allein rund 3000 bei Porsche.

Etwa 700 Gewerkschafter zogen durch Berlin, rund 400 bestreikten den Lokomotiven-Hersteller Bombardier in Brandenburg. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt legten rund 1000 Beschäftigte kurzzeitig die Arbeit nieder. In Nordrhein-Westfalen zählte die IG Metall zunächst und 750 Streikende in sechs Betrieben.

Für den Nachmittag und Abend kündigte die Gewerkschaft weitere Warnstreiks an. Am Dienstag will sie in Nordrhein-Westfalen 143 Unternehmen bestreiken. In Baden-Württemberg und Berlin soll die Arbeit dann jeweils in etwa einem Dutzend Betrieben phasenweise ruhen.

Die IG Metall fordert die befristete Arbeitszeitverkürzung auf 28 Stunden wöchentlich bei Zahlung eines Zuschusses in Höhe von 200 Euro pro Monat für bestimmte Beschäftigte wie Eltern oder pflegende Angehörige. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall schätzt, dass 1,53 Millionen Arbeitnehmer einen solchen Anspruch hätten. Würden sie ihre Arbeitszeit kürzen, entspräche das mehr als 150.000 Arbeitskräften, rechnete der Verband vor.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen, Luitwin Mallmann, erklärte die Warnstreiks für illegal. Er berief sich dabei auf ein Gutachten des Münsteraner Arbeitsrechtlers Clemens Höpfner. Menschen, die bereits in Teilzeit arbeiten, würden schlechter gestellt gegenüber denen, die mit dem Modell der IG Metall in Teilzeit gingen. Durch den von der Gewerkschaft geforderten Lohnausgleich erhielten sie einen besseren Stundenlohn. Mallmann nannte das “wirklichkeitsfremd und diskriminierend”.

Der Ökonom Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg (IAB) sagte dagegen im Sender SWR Aktuell, die Forderung der IG Metall treffe den “Nerv der Zeit”. Viele Vollzeitarbeiter wollten dabei gar nicht kürzer treten – es gehe mehr darum, selber bestimmen zu dürfen. “Darüber kann man Zufriedenheit erzeugen”, sagte Weber. Zufriedene Mitarbeiter blieben eher bei ihren Unternehmer und seien produktiver.

Außerdem passe eine flexible Arbeitszeit zu modernen Familien. Damit vor allem in kleineren Betrieben keine Lücken entstehen, müssten konkrete Fristen für die Änderung der Arbeitszeiten ausgemacht und auch betrieblichen Belange berücksichtigt werden.

Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgebern hatten sich in den verschiedenen Tarifgebieten bislang zweimal getroffen, allerdings ohne Einigungen zu erzielen. Den Auftakt zur dritten Runde wird am Donnerstag der Bezirk Baden-Württemberg machen.

Quelle: AFP, Foto: IG-Metaller in Iserlohn (Quelle: dpa/AFP / Guido Kirchner)