Außenminister spricht vom:
schrecklichsten Ort der Welt
Berlin- Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat am Montag die Gedenkstätte des ehemaligen NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau in Polen besucht. Maas durchquerte bei seinem zweiten Besuch in Polen als Außenminister das Eingangstor des NS-Stammlagers mit der Aufschrift “Arbeit macht frei” und legte einen Kranz an der so genannten Todeswand nieder. Er rief dazu auf, die Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten auch für nachfolgende Generationen wachzuhalten. (Maas besucht)
Auschwitz sei “der schrecklichste Ort der Welt”, sagte Maas. Er erinnere die Deutschen aber daran, “was wir anderen millionenfach angetan haben”. “Wir brauchen diesen Ort, weil unsere Verantwortung endet nie”, sagte der Außenminister.
An der sogenannten Todeswand in Auschwitz waren im Zweiten Weltkrieg tausende Menschen erschossen worden. Er habe in den Gaskammern des Lagers “tausende Kinderschuhe” und “Tonnen von menschlichem Haar” gesehen, das den Menschen vor der Vergasung abgenommen wurde, sagte der SPD-Politiker. Das sei “in Worten schwer zu fassen”.
Maas sagte weiter: “Hier muss man sich entscheiden: Entweder verliert man den Glauben an die Menschlichkeit oder man gewinnt die Hoffnung und die Kraft dafür einzutreten, dass die Menschenwürde gewahrt wird und tut etwas dafür.”
Schon vor der Abreise hatte Maas zum Einsatz für die Menschenwürde aufgerufen. “Für mich ist Auschwitz die immerwährende Mahnung, für die unantastbare Würde des Menschen weltweit einzustehen – persönlich wie politisch”, sagte Maas vor dem Abflug in Berlin. “Wir müssen die Erinnerung an die unfassbaren Gräueltaten wachhalten, auch für die nachfolgenden Generationen.”
Begleitet wurde Maas bei seinem Besuch von jungen deutschen Anwärtern für den diplomatischen und konsularischen Dienst, die sich in Auschwitz auch mit polnischen Jugendlichen austauschten. Maas sprach von einer offenen und “unglaublich intensiven” Diskussion. Danach habe er die Gedenkstätte “mit viel Hoffnung” verlassen.
Im Anschluss an den Besuch sagte Maas bei einem Treffen mit dem polnischen Außenminister Jacek Czaputowicz, der Besuch in Auschwitz sei ihm ein “tiefes Anliegen” gewesen. Auschwitz und die anderen NS-Konzentrations- und Vernichtungslager stünden “für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte”. Deutschland übernehme die Verantwortung für die Gräueltaten an Juden und Polen und für “all das Leid, das Nazi-Deutschland über Polen gebracht hat.”
Maas hob auch die Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen hervor. Deutschland habe ein großes Interesse an einer “Vertiefung” der Beziehungen, sagte Maas. Polen sei nicht nur Deutschlands Nachbarland, sondern auch “ein ganz wichtiger Teil” der EU. Auch bei schwierigen Themen sei deshalb ein Austausch wichtig. In Warschau war Maas bereits kurz nach seinem Amtsantritt im März zu Gast.
Auschwitz-Birkenau war im Zweiten Weltkrieg im damals von Hitler-Deutschland besetzten Polen das größte Vernichtungslager der Nazis. In Auschwitz wurden etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet, die meisten waren Juden. Unter den Auschwitz-Toten waren auch 80.000 nicht-jüdische Polen, 25.000 Sinti und Roma sowie 20.000 sowjetische Soldaten. Die sowjetische Rote Armee befreite das Lager am 27. Januar 1945.