Gericht in Myanmar verschiebt Urteil über Reuters-Journalisten

Gericht in Myanmar verschiebt Urteil über Reuters-Journalisten

Veröffentlicht von PSM.Media

Entscheidung über Geheimnisverrat in einer Woche

Ein Gericht in Myanmar hat sein Urteil über zwei seit mehreren Monaten inhaftierte Reuters-Journalisten am Montag verschoben. Während des kurzen Gerichtstermins sagtr Richter Khin Maung Maung, dass der vorsitzende Richter krank sei und das Urteil am 3. September verkündet werde. Der angeklagte Reporter Wa Lone sagte beim Verlassen des Gerichtsgebäudes, er und sein Kollege Kyaw Soe Oo hätten keine Angst vor der Entscheidung.

“Wir haben die Wahrheit auf unserer Seite, und wir haben nichts verkehrt gemacht”, sagte der 32-Jährige, während er von Soldaten aus dem Gericht geführt wurde. Vor dem Gerichtsgebäude hatte sich eine Menge aus Diplomaten, Medienvertretern und Unterstützern in Erwartung eines Urteils versammelt.

Wa Lone und sein 28-jähriger Kollege Kyaw Soe Oo waren im Dezember im Zusammenhang mit ihren Recherchen zur Tötung von Angehörigen der muslimischen Rohingya-Minderheit durch das Militär verhaftet worden. Seitdem sitzen sie im berüchtigten Insein-Gefängnis in Rangun ein.

Die beiden aus Myanmar stammenden Journalisten sollen gegen ein Gesetz verstoßen haben, das Strafen für jeden vorsieht, der behördliche Dokumente oder Informationen “erhält, sammelt, aufzeichnet oder veröffentlicht”, die “einem Feind nützen” könnten.

International wird das Verfahren scharf kritisiert. Kritiker befürchten eine weitere Verschlechterung der Pressefreiheit in Myanmar. Die USA und die EU forderten die Freilassung der Journalisten. Ihr Anwalt spekulierte, die Vertagung des Urteils könnte mit dem internationalen Interesse an dem Fall zusammenhängen. Den beiden Männern droht eine Höchststrafe von 14 Jahren Gefängnis.

Die Minderheit der Rohingya wird in Myanmar seit langem diskriminiert. Die Lage eskalierte im vergangenen Jahr, nachdem Rohingya-Rebellen bei Angriffen rund ein Dutzend Sicherheitskräfte getötet hatten. Das Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt und zerstörte zahlreiche Rohingya-Dörfer. Mehr als 700.000 Rohingya flohen seit vergangenem August vor dem Militär ins Nachbarland Bangladesch.

Die UNO stuft das Vorgehen gegen die Rohingya als “ethnische Säuberung” ein. Im März sprach die UN-Sonderberichterstatterin für Myanmar, Yanghee Lee, erstmals von einem “Völkermord”. Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wurden allein im ersten Monat der Gewalt 6700 Rohingya getötet.

 

Quelle: AFP, 27.08.2018, Foto: Journalist Wa Lone wird aus dem Gerichtsgebäude geführt/Gericht in Myanmar verschiebt Urteil über Reuters-Journalisten, (Quelle: AFP / YE AUNG THU)