Erste Tests in sieben Ländern laufen bereits. Damit verlieren auch Influencer ihre Währung
Entfallen die Likes, entfällt auch der enorme Druck, unter dem vor allem Jugendliche stehen. Sie könnten sich endlich wieder auf Wichtigeres konzentrieren – soweit die Idee des Konzerns.
Social Media kann Fluch oder Segen sein – oft liegen Vor- und Nachteile nah beieinander. Beispiel Instagram: Das foto- und videobasierte Portal kann ein Quell der Inspiration sein oder von Nutzern als purer Stress wahrgenommen werden. Perfekte Urlaubsfotos, durchtrainierte Körper, tolle Parties: Wer bestimmten Accounts folgt, der kann sich schnell unter Druck gesetzt fühlen. Viele Beobachter sehen die Abhängigkeit von Likes als Erfolgsmessung dafür verantwortlich und wie es scheint, unternimmt Instagram selbst möglicherweise bald etwas gegen den Like-Kult.
So wurde ein Design-Prototyp der Social-Media-Plattform geleakt, auf dem die Likes nur noch für den Poster selbst zu sehen sind. Alle anderen User, die einen Post betrachten, können die Likes nicht mehr sehen. Das könnte eine gewisse Herdenmentalität abschaffen, bei der Leute Bilder liken, nur weil sie bereits von vielen anderen Personen gelikt wurden. Es könnte zudem den Konkurrenzgedanken reduzieren, den nicht wenige Personen empfinden. Außerdem könnten User durch den Schritt dazu ermutigt werden, Bilder und Videos zu posten, die sie wirklich posten wollen und nicht Inhalte, von denen sie denken, dass sie anderen gefallen könnten.
Kanada hat bereits im Mai damit begonnen, die Herzchen bei Instagram auszublenden. Heute folgten Australien, Neuseeland, Japan, Irland, Italien und Brasilien. In diesen Ländern sieht man keine genaue Like-Zahl mehr, dafür aber noch Kommentare. Eventuell werden diese künftig die neue „digitale Währung“ – und man misst sich kurzerhand an deren Zahl. Vielleicht denken die Nutzer aber auch tatsächlich um. Wann der Test nach Deutschland kommt, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.
NAH, 19.07.2019, Foto: Instagram, Quelle: Wokandapix