Ölpreis sackt erneut ab
Der Ölpreis ist in der Corona-Krise auf den tiefsten Stand seit mehr als 30 Jahren abgesackt. Trotz der von den größten Förderländern vereinbarten drastischen Produktionsdrosselung sank der Preis für ein Barrel der US-Referenzsorte WTI am Montag vorübergehend auf 10,34 Dollar. Dies war der niedrigste Stand seit dem Jahr 1986 und ein Verlust von mehr als 40 Prozent seit Freitag.
Angesichts der geringen Nachfrage wegen der Coronavirus-Pandemie sank auch der Preis für die Nordseesorte Brent deutlich. Er ging zuvor um 1,5 Prozent auf 27,23 Dollar zurück. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hatte sich vor rund einer Woche mit ihren Partnern auf die größte Produktionsdrosselung ihrer Geschichte geeinigt, um den Preisverfall zu stoppen. Demnach sollen im Mai und Juni fast zehn Millionen Barrel Öl weniger täglich produziert werden. Ein Barrel entspricht 159 Litern.
Nach Juni soll die Produktion noch über einen Zeitraum von fast zwei Jahren verringert bleiben, allerdings nicht mehr so deutlich wie zu Beginn. Quoten wurden bis zum Mai 2022 vereinbart.
Bereits in den vergangenen Wochen war der Ölpreis zeitweise auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahrzehnten gefallen. Grund war neben der Corona-Pandemie ein Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien, der dann durch die jüngste Einigung der großen Förderstaaten beigelegt wurde.
Autofahrer in Deutschland können sich wegen des Ölpreis-Einbruchs über gesunkene Spritkosten freuen. Nach Angaben des ADAC lagen die Preise am Sonntag im Tagesmittel bei 1,162 Euro für Super E10 und 1,079 Euro für Diesel. “Das derzeitige Preisniveau ist in Würdigung der niedrigen Rohölnotierungen angemessen”, erklärte eine ADAC-Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
“Den Verbrauchern raten wir, trotz der gesunkenen Preise, dann und dort zu tanken, wo es günstig ist”, führte sie weiter aus. “Das hilft, ungerechtfertigte Preisanhebungen zu verhindern.”
Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) machte als Grund für den Preisrückgang beim Sprit auch den harten Wettbewerb unter den Tankstellen aus. Dass die Spritpreise nicht so stark wie die Ölpreise sinken, liege neben den auch in Krisenzeiten gleichbleibenden Fixkosten wie Mineralöl- und Mehrwertsteuer an der Einstufung der Tankstellen als kritische Infrastruktur, sagte MWV-Sprecher Alexander von Gersdorff zu AFP.
Wegen der Corona-Krise sei der Absatz von Benzin und Diesel deutlich zurückgegangen, doch die Tankstellen hätten weiter geöffnet und somit auch gleich bleibende Betriebskosten. Diese würden nun auf weniger Kunden umgelegt. “Deshalb ist der Preis nicht so weit gesunken.”
AFP, 20.04.2020, Foto: Ölförder-Anlage in Texas © AFP/Archiv / ROBERT SULLIVAN