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Brasilien überholt Großbritannien bei Zahl der Corona-Toten

Veröffentlicht von PSM.Media

Brasilien überholt Großbritannien bei Zahl der Corona-Toten

Brasilien-.Corona-Pandemie. Am Freitag überholte das südamerikanische Land Großbritannien bei der Zahl der Todesfälle durch das Coronavirus

Brasilien entwickelt sich zunehmend zum neuen Brennpunkt der Corona-Pandemie. Am Freitag überholte das südamerikanische Land Großbritannien bei der Zahl der Todesfälle durch das neuartige Coronavirus. Mit mehr als 41.800 Todesfällen steht Brasilien nun an Platz zwei der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder der Welt nach den USA. Weltweit stieg die Zahl der Corona-Toten auf mehr als 425.000.

Mehr als 900 Menschen seien in den vergangenen 24 Stunden an den Folgen ihrer Corona-Infektion gestorben, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília mit. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen erhöhte sich demnach auf fast 829.000. Experten gehen allerdings von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. Demnach könnte die tatsächliche Zahl der Infektionsfälle zehn bis 15 Mal so hoch liegen wie in den offiziellen Statistiken angegeben.

Am schwersten betroffen bleibt der Bundesstaat Sao Paulo, auf den mehr als 10.000 Todes- und knapp 168.000 Infektionsfälle entfallen. Auch im Bundesstaat Rio de Janeiro ist die Situation dramatisch; dort starben mehr als 7400 Menschen an den Folgen ihrer Corona-Infektion, fast 78.000 haben sich infiziert.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen wächst in Brasilien auch die Kritik am Krisenmanagement der Regierung. Der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro bezeichnete die von dem Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 in der Vergangenheit als “kleine Grippe” und lehnt die von den Bundesstaaten angeordneten Beschränkungen ab, weil dadurch die Wirtschaft beeinträchtigt wird.

Am Donnerstagabend sorgte Bolsonaro bei seinen Kritikern erneut für Empörung, als er die Brasilianer dazu aufrief, Handy-Filme in Krankenhäusern zu drehen, um zu zeigen, wie stark die Intensivstationen tatsächlich belegt seien. “Ich kann mich irren, aber praktisch niemand hat sein Leben verloren, weil er kein Beatmungsgerät oder kein Bett auf der Intensivstation hat”, behauptete Bolsonaro in einem im Online-Dienst Facebook veröffentlichten Video.

Laut offiziellen Statistiken waren die Intensivstationen in vielen brasilianischen Bundesstaaten seit Beginn der Pandemie zeitweise zu mehr als 95 Prozent belegt. Der bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Gesundheitsnotfälle zuständige Direktor Mike Ryan sprach am Freitag von einer “besorgniserregenden” Situation in Brasilien. Zwar sei das Gesundheitssystem nicht “vollständig überlastet”, doch bestehe ein “großer Druck” auf die Intensivstationen in vielen Bundesstaaten. “Einige Regionen sind in einer kritischen Phase”, sagte Ryan.

Während die Situation in Europa zunehmend unter Kontrolle kommt und die Grenzkontrollen innerhalb der EU ab dem 15. Juni weitgehend wegfallen, breitet sich das neuartige Coronavirus in Lateinamerika immer weiter aus. Insgesamt haben sich in Mittel- und Südamerika laut offiziellen Statistiken bereits mehr als 1,5 Millionen Menschen mit dem Erreger Sars-Cov-2 infiziert, mehr als 76.000 Menschen starben.

In Chile verzeichneten die Gesundheitsbehörden am Freitag eine Rekordzahl von 222 Toten an nur einem Tag. Darüber hinaus seien mehr als 6700 Neuinfektionen gezählt worden, sagte der Regierungsvertreter Arturo Zuniga. Die Zahl der Toten in dem Land stieg damit insgesamt auf 2870, mehr als 160.000 Menschen haben sich mit dem Coronavirus angesteckt.

“Die Zahlen in unserem Land steigen weiter, vor allem in den Metropolregionen”, sagte Zuniga. Zusätzlich zur Hauptstadt Santiago de Chile stellte die Regierung am Freitag auch die Städte Valparaíso und Viña del Mar unter Quarantäne.

Auch Mexiko meldete am Freitag ein Rekordhoch an Infektionsfällen. Den Gesundheitsbehörden zufolge wurden binnen 24 Stunden mehr als 5000 Neu-Infektionen gezählt – ein Anstieg von fast vier Prozent im Vergleich zum Vortag.

 

AFP, 13.06.2020, Foto: Protest gegen das Krisenmanagement der brasilianischen Regierung in Rio de Janeiro © AFP / CARL DE SOUZA