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Explosion in Beirut- 300.000 Menschen obdachlos

Veröffentlicht von PSM.Media

Mehr als 4000 Verletzte und 100 Tote: Die massive Explosion in Beirut stürzt das Land in eine Krise. Fast die halbe Stadt ist zerstört

Libanon- Nach der gewaltigen Detonation in Beirut mit mehr als 70 Toten und 4000 Verletzten beginnt im Libanon die Suche nach möglichen Ursachen. Ausgelöst haben könnte die schwere Explosion eine sehr große Menge Ammoniumnitrat: Schätzungsweise 2750 Tonnen der gefährlichen Substanz seien jahrelang ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen von Beirut gelagert worden, sagte Ministerpräsident Hassan Diab dem Präsidialamt zufolge. Hinweise auf einen Anschlag oder einen politischen Hintergrund gab es am Dienstag nicht.

 

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Mehr als 4000 Verletzte und 100 Tote: Die massive Explosion in Beirut stürzt das Land in eine Krise. Fast die halbe Stadt ist zerstört.

  • Beirut steht unter Schock: Mindestens 100 Menschen sind bei Explosionen getötet worden
  • Bei den Detonationen wurden mehr als 4000 Menschen verletzt
  • Rund 100 Menschen werden zudem nach Angaben des Zivilschutzederzeit vermisst
  • Rund 300.000 Menschen sollen durch den Vorfall obdachlos geworden sein
  • Unter den Verletzten sind auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Das Gebäude, in dem sich die Botschaft befindet, ist beschädigt worden
  • Angela Merkel bietet dem Libanon nach der Katastrophe die Hilfe Deutschlands an
  • Libanesische Behörden gehen davon aus, dass eine große Menge Ammoniumnitrat explodiert ist
  • Die libanesische Hauptstadt wurde zur „Katastrophenstadt“ erklärt

Nach Angaben der örtlichen Behörden betreffen die Schäden durch die verheerenden Explosionen fast die halbe Stadt. Bis zu 300.000 Bewohner Beiruts seien durch die Zerstörungen obdachlos geworden, sagte Gouverneur Marwan Abud am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Die Höhe der Schäden schätzte er auf insgesamt drei bis fünf Milliarden Dollar.

Auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Beirut wurden bei den gewaltigen Detonationen verletzt. Das Gebäude, in dem sich die Botschaft befindet, sei beschädigt worden, teilte das Auswärtige Amt am Dienstagabend in Berlin mit. Angesichts der starken Schäden im Stadtgebiet könne nicht ausgeschlossen werden, dass weitere deutsche Staatsangehörige unter den Opfern und Verletzten seien.

Der Generalsekretär des Roten Kreuzes, George Kattanah, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Zahl der Opfer werde wahrscheinlich weiter steigen. Auch aus Sicherheitskreisen hieß es, es würden noch mindestens 100 Menschen vermisst. „Es liegen noch immer viele Menschen unter den Trümmern“, sagte ein Offizieller, der ungenannt bleiben wollte.

Beirut: Kanzlerin Merkel und Außenminister Maas reagieren

Regierungen anderer Länder zeigten sich betroffen und stellten rasche Unterstützung in Aussicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich „erschüttert“, wie die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer die Kanzlerin zitierte, und:. „Unsere Gedanken sind bei denen, die Angehörige verloren haben. Den Verletzten wünschen wir eine schnelle Genesung. Wir werden dem Libanon unsere Unterstützung anbieten.“

Deutschland stehe dem Libanon in der „schweren Stunde zur Seite“, twitterte Außenminister Heiko Maas. Auch Mitarbeiter der Deutschen Botschaft seien unter den Verletzten.

 

 

Auch die Europäische Union und Frankreich – frühere Mandatsmacht des Libanon – stellten Hilfen in Aussicht. Der französische Staatschef Emmanuel Macron will am Donnerstag in die libanesische Hauptstadt reisen, um seinen libanesischen Amtskollegen Michel Aoun und Regierungschef Hassan Diab zu treffen.

UN-Generalsekretär António Guterres reagierte bestürzt und drückte den Familien der Opfer sein „tiefstes Beileid“ aus. US-Präsident Donald Trump schien den Vorfall als Anschlag einzustufen: Seine „Generäle“ gingen von einer Art Bombe aus, sagte Trump im Weißen Haus. Die Explosion deute nicht auf einen Unfall hin, sagte Trump unter Berufung auf seine Militärberater.

Bilder zeigen Menschen unter Trümmern

Vor dem Clemenceau-Krankenhaus warteten Dutzende Verletzte auf Einlass, darunter mehrere Kinder. In einem von libanesischen Medien verbreiteten Video waren Gebäude mit zerstörten Fensterscheiben und überall verstreuten Möbelstücken zu sehen.

Ein Bewohner Beiruts schrieb auf Twitter von „bebenden Gebäuden“. Ein anderer schrieb: „Beirut wurde gerade von einer gewaltigen, ohrenbetäubenden Explosion verschlungen. Ich habe es in meilenweiter Entfernung gehört.“

Libanon erlebt schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

Der Libanon durchlebt derzeit die verheerendste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Seit Mitte Juni befindet sich das libanesische Pfund im freien Fall, die Arbeitslosenrate steigt. Aus Protest gegen wochenlange massive Stromausfälle hatten Demonstranten am Dienstag versucht, das Energieministerium in Beirut zu besetzen.

In Teilen des Landes hatte es in den vergangenen Wochen bis zu 20 Stunden am Tag keinen Strom gegeben. Zuletzt hatten sich auch die Spannungen zwischen dem Libanon und dem Nachbarland Israel wieder erheblich verschärft. Ende Juli hatte die israelische Armee erklärt, einen „Infiltrationsversuch“ im israelisch-libanesischen Grenzgebiet vereitelt zu haben.

Demnach hatte eine Gruppe aus bewaffneten Männern die sogenannte Blaue Linie im umstrittenen Berg-Dow-Gebiet in den Golanhöhen überquert. Israel machte die radikalislamische Hisbollah-Miliz für den Vorfall verantwortlich, der Libanon warf Israel seinerseits eine „gefährliche Eskalation“ vor.

 

 

dpa/psm/afp/, 05.08.2020Foto: Beirut ist zu großen Teilen zerstört © Hussein Malla/dpa