Hohenzollern-Chef sieht Geschichte: für ideologische Zwecke instrumentalisiert
Osnabrück- Als Oberhaupt des Hauses Hohenzollern hat Georg Friedrich Prinz von Preußen die Proteste vor dem Reichstag unter Missbrauch der Insignien des Deutschen Kaiserreiches kritisiert. Gegenüber der “Neuen Osnabrücker Zeitung” erklärte der Nachfahre von Kaiser Wilhelm II., er setze sich “seit vielen Jahren dafür ein, dass wir uns mit unserer Geschichte einschließlich all ihrer Licht- und Schattenseiten bewusst auseinandersetzen, um deren Interpretation nicht eines Tages denen zu überlassen, die versuchen werden, sie für eigene ideologische Zwecke zu instrumentalisieren”.
Die Ereignisse des letzten Wochenendes hätten die Konsequenzen eines Mangels an Geschichtsbewusstsein nun auf traurige Art und Weise vor Augen geführt, erklärte der Ur-Ur-Enkel von Kaiser Wilhelm II.
Auf der Demonstration von allgemeinen Corona-Skeptikern, aber auch Reichsbürgern und Rechtsextremisten war vielfach die schwarz-weiß-rote Fahne des Deutschen Kaiserreichs zu sehen, gelegentlich auch die Reichskriegsflagge. Beides sind legale Symbole, werden aber mit Rechtsradikalismus assoziiert. Es waren auch Plakate und Aufrufe zu sehen, die Wilhelm II. zeigten. Reichsbürger thematisieren zudem regelmäßig die Frage, ob Georg Friedrich Prinz von Preußen eine Rolle an der Spitze eines neu formierten deutschen Staates einnehmen könne. “Wir Menschen rufen gemeinsam unseren König von Preußen, Seine Königliche Hoheit Prinz Georg Friedrich von Hohenzollern, der Deutscher Kaiser ist, zurück”, hieß es etwa auf einem Demonstrationsaufruf aus Bayern.
Dessen Vorfahre Wilhelm II. hatte das Reichstagsgebäude 1894 eingeweiht.
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Neue Osnabrücker Zeitung, 01.09.2020, Foto: Polizei bei Proteste vor dem Reichstag © PSM.Media