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Hart aber fair- zum knappen Impfstoff

Veröffentlicht von PSM.Media

TV-Talk mit Frank Plasberg +++ Von der Impfstoff-Bestellung bis zur geringen Zahl der bislang Geimpften

Köln- Zunächst geht es bei der ersten „Hart aber fair“-Sendung des Jahres um die Frage, warum Deutschland so wenig Impfstoff hat.

Direkt kritisiert der Europaabgeordnete Peter Liese die Art und Weise, wie Moderator Frank Plasberg das Thema anreißt. „Die Beschreibung ‚Wir haben hier Lockdown, und die anderen haben den Impfstoff‘ greift nun wirklich zu kurz.“ Der führende Gesundheitspolitiker der CDU in Brüssel verweist darauf, dass auch Länder wie die USA oder Großbritannien Corona-Maßnahmen bis hin zur Ausgangssperre verhängt hätten.

Als Begründung für die EU-Beschaffungspolitik führt Liese die Haftungsfrage an: Biontech-Partner Pfizer habe zunächst nicht für etwaige Fehler geradestehen wollen. Netanjahu, Trump und Johnson hätten sich darüber offenbar wenige Gedanken gemacht und dennoch schnell massenhaft bestellt.

 

 

Karl Lauterbach schaut bei der Ursachenforschung aufs EU-Budget: „Mit zwei Milliarden Euro kann ich so ein Problem nicht erschlagen.“ Und obwohl der SPD-Gesundheitsexperte mit dem CDU-Politiker Liese nicht immer harmoniert, nimmt er ihn in einem zentralen Punkt in Schutz: „Egal wie viel Impfstoff wir gehabt hätten: Der Lockdown wäre uns nicht erspart geblieben“, sagt Lauterbach. Die USA hätten sämtliche Impfstoffkandidaten in großen Mengen bestellt – was allerdings auch heiße: „Das Geld ist weg für die Impfstoffe, die nie auf den Markt kommen.“ Als er anhebt, über Auswege zu sprechen, vertröstet ihn der Moderator auf später.

 

 

Zum Abschluss wurde Lauterbach seiner Rolle als großer Mahner gerecht und stimmte die Zuschauer auf eine Verlängerung des Lockdowns ein. Man müsse die Neuinfektionen deutlicher reduzieren als bisher geplant, sagte er. Die Rate der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen müsse auf 25 statt auf 50 gesenkt werden, um die Pandemie kontrollieren zu können. Man müsse sich endlich ehrlich machen. „Das ist die letzte Chance, ein weiterer Lockdown ist nicht vermittelbar.“

 

Harte Kritik an der Bundesregierung

Dass nun ausgerechnet der viel gescholtene US-Präsident auf den letzten Metern seiner Amtszeit der EU gegenüber noch Erfolge in der Pandemie-Bekämpfung durch die Impfstoffverhandlungen verbuchen kann, wurmte FDP-Politiker Volker Wissing. Er sparte nicht an harter Kritik an der Bundesregierung.

 

 

„Die Bundeskanzlerin hat deutlich gemacht, dass Menschen drohen ihr Leben zu verlieren, wenn nicht rechtzeitig geimpft wird. Wir haben drastische Maßnahmen ergriffen, die Pandemie zu bekämpfen. Und jetzt müssen wir zuschauen, wie ein Impfstoff, der in Deutschland entwickelt und hergestellt wurde, in den USA, in England und in Israel verimpft wird, während wir mit einer Unterversorgung der Bevölkerung leben müssen“, so Wissings deutlicher Vorwurf in Richtung Berlin.

 

EU gab zunächst nur vergleichsweise wenig Geld für den Impfstoffkauf aus

Der größte Clou der Geschichte: Die EU gab sich sparsam und rückte im ersten Anlauf nur 2 Milliarden Euro für das „Projekt Impfung“ heraus, während die USA zeitgleich mit 12 Milliarden zum Pharma-Shopping gingen. Interessanterweise unter Regie des inzwiscchen abgewählten Donald Trump, der Covid zwar öffentlich immer noch nicht richtig ernst nimmt – aber wohl ernst genug, um die Geldbörse weit zu öffnen.

Laut Presseberichten war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn durchaus auf dem richtigen Weg, als er mehr Impfstoff für Deutschland kaufen wollte; notfalls per Allianz einzelner europäischer Länder. Kanzlerin Angela Merkel soll dagegen gewesen sein.

Folgen: Nicht nur vorerst zu wenig Impfstoff. Jens Spahn soll Vizekanzler Olaf Scholz jetzt einen punktgenauen Fragebogen beantworten, was genau alles schiefgegangen ist. Er dürfte froh sein, wenigstens einen Teil der Verantwortung auf Brüssel abwälzen zu können.

 

ARD/DPA/PSM, 05.01.2020, Foto & © : Hart aber fair mit Frank Plasberg © Promo