Corona-Patienten 50 Prozent Migrationshintergrund in Lungenkliniken

Corona-Patienten 50 Prozent Migrationshintergrund in Lungenkliniken

Veröffentlicht von PSM

Jens Spahn verschweigt: das 90 Prozent der Corona-Intensivpatienten in einer Lungenklinik einen Migrationshintergrund haben

Berlin- Es hat fast drei Wochen gedauert, bis diese hochbrisante Nachricht aus einer Telefon Konferenz des Chefs des Robert-Koch-Institutes mit Chefärzten an die Öffentlichkeit durchsickerte: Über 90 Prozent der Corona-Intensivpatienten sollen in einer Lungenklinik Migrationshintergrund haben, bundesweit weit über 50 Prozent.

Selten stand die Bundes- und Gesundheitspolitik wohl so auf dem Prüfstand wie zur aktuellen Zeit. Jeder einzelne Mensch in Deutschland ist von den Beschließungen und Vorgaben der höchsten Entscheidungsträger des Landes maßgeblich betroffen. Die Bundesregierung ist offenbar damit gescheitert, ihre Corona-Strategie auch jenen Menschen verständlich zu machen, die nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen.

Die Gesprächsrunde mit RKI-Chef Lothar Wieler hatte auch dieses Tabu zum Thema, wie Bild gestern in der Nacht nach 23 Uhr erstmals berichtete. Offenbar, das soll aus dieser Runde mit Chefärzten hervorgegangen sein, wird der extrem hohe Anteil „in der Bundesregierung als Tabu empfunden.“ Auch die Frage nach dem „Warum“ soll in der hochkarätigen Medizinerrunde diskutiert worden sein: Die Bundesregierung hätte Angst vor einer Rassismus-Debatte. Also hat man auch eine intensive Informationskampagne für Migranten unterlassen, um das zu unterbinden. Allerdings mit verheerenden wirtschaftlichen wie auch gesundheitlichen Folgen für Migranten und die Bevölkerung insgesamt.

Für Wieler soll diese Erkenntnis nicht neu gewesen sein. Vielmehr habe er bereits versucht, dieses Thema an die Politik um Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu tragen. „Ich habe das genauso gehört. Aber es ist ein Tabu. Ich habe versucht, auf bestimmte Menschen zuzugehen. Wir müssen über Imame auf diese Religionsgruppe eingehen. Das Ganze hat für Berlin riesige Auswirkungen. Das ist ein echtes Problem.“

Coronavirus: Jens Spahn wurde offenbar längst informiert

Der RKI-Chef schlug vor, das heikle Thema über Sozialarbeit in die Moscheen und „Parallelgesellschaften mitten in unserem Land“ zu tragen. Da käme man allerdings nicht rein. „Diese Gruppe besteht aus vier Millionen Menschen in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 4,8 Prozent. Auf den Intensivstationen liegen aber deutlich über 50 Prozent aus dieser Gruppe.“

Warum das Thema von der Politik nicht aufgegriffen wird, ist unklar. Die Bild spekuliert, innerhalb der Bundesregierung wolle das Thema niemand aufgreifen, weil man sich vor einer Rassismus-Debatte fürchte. Diesen Eindruck hat offenbar auch Voshaar. „Alle die ich gesprochen habe, bis zu Herrn Spahn, haben gesagt: OGottoGottoGott.“ Diese Äußerung habe er noch während der Schalte mit den Chefärzten getätigt.

Im November hat der Gesundheitsminister gegenüber der Frankfurter Allgemeinen gesagt, mit Religion hätte die Verbreitung des Virus nichts zu tun, aber „kulturelle Gepflogenheiten hingegen können die Ausbreitung des Virus erleichtern.“ Stark anzunehmen ist allerdings, das er schon damals wusste, wie die Zahlen aussehen.

Auf Anfrage des Blatts erklärte Lothar Wieler: „Es handelte sich nicht um ein öffentliches Expertengespräch, sondern um einen persönlichen, informellen Austausch.“ Es seien nur Überlegungen – keine „abschließenden Feststellungen“ geäußert worden.

 

Bild/dpa/psm, 03.03.2021, Foto: Systembild für Corona-Patienten © IStock