Digitaler Impfpass kommt 2022
Satire
Impfausweis-Kontrolle! Bitte alle Impfbüechli vorweisen!
“Eloquent, pointiert und charmant ironisch. So präsentiert Dominic Deville das Satire-Format. Unterhaltung, aber mit Haltung. Schwachsinn, aber mit Stil. Ein amüsant-provokanter Blick auf das aktuelle Geschehen mit Dominic Deville aus dem Folium in Zürich” Der Impfausweis-Kontrolleur
Jetzt aber im ernst: Digitaler Impfpass kommt: Das müssen Sie wissen:
Der bundeseinheitliche digitale Impfpass soll kommen – spätestens 2022 sollen die Deutschen Zugriff auf ihre elektronische Patientenakte haben – und somit auch auf ihre Impfungen. Welche Pläne es gibt, wie das ganze funktionieren soll und welche Vor- und Nachteile der digitale Impfpass mit sich bringt, erfahren Sie im Folgenden.
Der digitale Impfpass soll die Papierform ablösen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat bereits erste Rahmenbedingungen für den digitalen Impfpass festgeschrieben. Demnach sollen Patienten ab 2022 ihren Impfpass in der elektronischen Patientenakte (ePA) nutzen können.
- Das US-amerikanische IT- und Beratungsunternehmen IBM erhielt laut Medienberichten den lukrativen Auftrag für einen elektronischen Impfpass, den auch die Telekom gerne produziert hätte.
- IBM plant eine App namens Digital Health Pass. Damit sollen vor allem Unternehmen wie beispielsweise Veranstalter Impfnachweise, Temperaturchecks oder Corona-Test-Ergebnisse in der Software speichern und auslesen können.
- Der digitale Impfpass der KBV soll die Basis für sämtliche zukünftige Apps sein, über die man die Impfungen einsehen und verwalten kann. Dort haben Sie nicht nur Zugriff auf all ihre Impfungen, sondern werden – so der Plan – auch daran erinnert, wenn wieder ein Impftermin für Masern, Mumps, Röteln und Co. ansteht. Zudem können Sie einen Impftermin online vereinbaren.
- Erste Impfpass-Apps gibt es bereits heute schon von einigen Krankenkassen. Mit der App „meinImpfpass“ von der AOK werden sämtliche Impfungen dokumentiert. Zusätzlich kann ein digitaler Impfpass für familienversicherte Kinder angelegt werden. Aber: Diese Angebote gelten ausschließlich für die eigenen Versicherten.
- Ein Genfer Non-Profit-Unternehmen koordiniert hingegen aktuell ein Common Trust Network. Über eine App sollen Nutzer medizinische Daten wie Testergebnisse oder Impfnachweise vorzeigen können. Auf Flughäfen oder Bahnhöfen können Reisende den Kontrolleuren die Impfnachweise vorlegen.
- Dabei wird ein Zertifikat in Form eines QR- Codes erstellt, der von Flughafen- oder Bahnhofsmitarbeitern ausgelesen wird. Die Initiative konnte bereits einige Partner gewinnen, darunter Fluglinien wie die Lufthansa, United Airlines, Swiss oder Virgin Atlantic.
- Geimpfte erhalten laut aktueller Planung ein Impfzertifikat, das eine Nutzung des digitalen Impfpasses ermöglicht.
- Aufgrund von zahlreichen Unsicherheiten, wie beispielsweise die Dauer der Immunität und Ansteckungsgefahr trotz Impfung, gibt die WHO keine Empfehlung für die aktuell geplanten Impfpässe.
- Drei Monate soll es dauern bis die technischen Voraussetzungen erfüllt sind, um die Immunität sicher nachweisen zu können.
Fragen und Antworten zum digitalen Impfnachweis
Der digitale Impfnachweis ist eine zusätzliche Möglichkeit, um Impfungen zu dokumentieren. Geimpfte sollen damit Informationen wie Impfzeitpunkt und Impfstoff künftig auch personalisiert bequem auf ihren Smartphones digital speichern können.
Warum machen wir das?
Am 21. Januar 2021 wurde durch den Europäischen Rat beschlossen, einen interoperablen und standardisierten Impfnachweis für medizinische Zwecke auf den Weg zu bringen. Deutschland wird diese europäische Entscheidung nun schnell umsetzen, um allen Bürgern, die dies wünschen, einen digitalen Impfnachweis zur Verfügung stellen zu können.
Wird es trotzdem noch den gelben analogen Impfausweis geben?
Ja. Der digitale Impfnachweis ist lediglich ein freiwilliges und ergänzendes Angebot. Wenn Geimpfte kein Smartphone besitzen oder dieses verloren haben, ist der Impfnachweis über das bekannte „gelbe Heft“ selbstverständlich weiterhin möglich und gültig.
Wie funktioniert der digitale Impfnachweis?
Der digitale Impfnachweis wird in der Arztpraxis oder in einem Impfzentrum generiert. Nach Eingabe oder Übernahme der Daten wird ein 2D-Barcode erstellt, den die Nutzer direkt abscannen können oder auf einem Papierausdruck mitbekommen und später einscannen können.
Der digitale Impfnachweis wird dann von den Nutzern über eine App, die kostenfrei zum Download bereitgestellt wird, auf dem Smartphone gesteuert. Damit wird nach der Impfung in einem Impfzentrum oder beim niedergelassenen Arzt ein sog. Impfbescheinigungstoken (2D-Barcode) abgescannt.
Die App speichert die Impfbescheinigung lokal auf dem Smartphone. Dieser 2D-Barcode ist nur einmalig einlesbar und die Impfbescheinigung ist anschließend an das einlesende Smartphone gebunden.
Wie soll der Nachweis einer Impfung geprüft werden können?
Der Impfprüfnachweis wird über die App erzeugt. Dieser enthält nur die Information, ob die Impfung gültig ist, ggf. die Chargennummer und den Namen des Geimpften sowie ggf. das Geburtsdatum. Der Nachweis kann zusätzlich auch als 2D-Barcode (Impfprüftoken) dargestellt werden.
Für Dienstleister, die den Impfstatus überprüfen möchten, wird es eine Prüf-App zur Prüfung des Impfprüftokens geben. Damit kann der Impfstatus ähnlich wie ein Barcode eines Flug- oder Bahntickets dann gescannt werden. Alternativ ist ein Nachweis mit dem analogen Impfpass möglich.
Wie soll ein Missbrauch verhindert werden?
Der digitale Impfnachweis darf nur von autorisierten Personen in Impfzentren, Arztpraxen und Krankenhäusern ausgestellt werden. Bei der Überprüfung von digitalen Impfnachweisen ist- wie in der analogen Welt auch – ggf. ergänzend ein Lichtbildausweis vorzulegen. Der digitale Impfnachweis ist kryptographisch vor Veränderungen geschützt und gleichzeitig an ein Smartphone gebunden, sodass auch ein möglichst umfassender Schutz vor Vervielfältigung besteht.
Wer kann einen elektronischen Impfnachweis erhalten?
Alle Personen, die in einen Anspruch auf eine Impfung haben, können sich unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft ergänzend zum analogen Impfnachweis auch einen digitalen Impfnachweis ausstellen lassen.
Wo werden Daten werden beim digitalen Impfnachweis gespeichert?
Alle digitalen Impfnachweise werden nur temporär im Impfprotokollierungssystem erstellt und anschließend gelöscht. Eine dauerhafte Speicherung ist nur dezentral auf den Smartphones der Nutzer vorgesehen.
Wann kann die elektronische Impfdokumentation genutzt werden?
Wir gehen aktuell davon aus, dass dieses Angebot zum Ende des zweiten Quartals 2021 bereitgestellt werden kann.
Ist ein zentrales Impfregister geplant?
Nein, jeder kann selbst entscheiden, ob und wann er diese Daten löscht.
Wie werden die digitalen Impfnachweise von Kindern gespeichert?
Digitale Impfnachweise von Kindern oder Partnern können zusammen auf einem Smartphone gespeichert werden.
Wer entwickelt den digitalen Impfnachweis?
Für die Umsetzung soll mit einer Dringlichkeitsvergabe (Verhandlungsverfahren ohne Teilnahmewettbewerb) ein geeignetes Unternehmen mit ausreichend entsprechenden Erfahrungen beauftragt werden.
Bundesministerium für Gesundheit/Dominic Deville/PSM/, Foto: Digitaler Impfpass kommt 2022 © IStock