Liebesheiraten sind in Indien selten, arrangierte Ehen nach wie vor die Regel
Uttar Pradesh. Eine Braut in Indien ist während ihrer Hochzeitszeremonie zusammengebrochen und gestorben. Der Bräutigam heiratete stattdessen ihre Schwester, wie die indische Nachrichtenagentur IANS berichtete.
„Wir wussten nicht, was wir in der Situation tun sollten“, sagte der Bruder der Verstorbenen, Saurabh, der Agentur IANS. Ein herbeigerufener Arzt konnte nur noch den Tod der eigentlichen Braut feststellen. „Beide Familien saßen zusammen und jemand schlug vor, dass meine jüngere Schwester Nisha stattdessen mit dem Bräutigam verheiratet werden sollte. Die Familien diskutierten die Angelegenheit und beide stimmten zu.“
In Indien sind arrangierte Ehen nach wie vor die Regel und Liebesheiraten selten. Meist bleiben so Familien gleicher Kasten und sozialer Schicht unter sich. Die Meinung der Eltern bei der Partnerwahl ist zentral. Ehen sind eine Vereinigung zweier Familien – nicht nur eines Paares. Eine Ehefrau zieht in der Regel in den Haushalt ihres Mannes und dessen Eltern – und wird so Teil dieser Familie.
So heiratete Nisha im Bundesstaat Uttar Pradesh den Mann am gleichen Tag vergangene Woche, an dem ihm eigentlich ihre ältere Schwester Surabhi das Ja-Wort hätte geben sollen. Gleichzeitig habe die tote Surabhi in einem Zimmer nebenan gelegen, sagte ihr Onkel Ajab Singh IANS.
„Wir hatten noch nie solche gemischten Gefühle erlebt“, sagte er. „Die Trauer über ihren Tod und die Freude über die Hochzeit müssen wir erst noch richtig verarbeiten.“ Als die Familie des Bräutigams abgezogen war, hätte die Familie der Braut die Trauerzeremonie für die tote Schwester abgehalten, sagte ihr Bruder.
dpa/presse.online, Foto: Braut stirbt bei Hochzeit © IStock