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500 Kinder nach Selbstmordversuch auf Intensivstation

Veröffentlicht von PSM.Media

Kinder von Corona-Maßnahmen besonders hart getroffen

Studie der Essener Uniklinik: 500 Kinder nach Selbstmordversuch auf Intensivstation – Anstieg um 400%. Experte: Schulen unbedingt offen halten

Berlin. Diesen sprunghaften Anstieg an Suizidversuchen von Kindern am Ende des Lockdowns im Frühjahr 2021 stellte eine noch unveröffentlichte Studie der Universitätsklinik Essen fest. 93 Suizidversuche wurden demnach von 27 deutschen Kinderintensivstationen in einem dafür angelegten Register gemeldet. Das sind deutlich mehr als in den Vergleichszeiträumen der vergangenen Jahre: 2017 gab es 25 Suizidversuche von Kindern, 2018 waren es 35, 37 Selbstmordversuche gab es 2019 und 2020 waren es 22. Werden diese Zahlen von 2021 auf alle Kinderintensivstationen in Deutschland hochgerechnet, so ergibt das etwa 450 bis 500 Selbstmordversuche von Kindern in ganz Deutschland.

Soziale Isolation durch Lockdowns

Dr. Christian Dohna-Schwake ist leitender Oberarzt für Pädiatrische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen und hat an der Studie mitgearbeitet. Er erklärte, dass sich Lockdown und Schulschließungen im Frühjahr 2021 „wie Kaugummi hingezogen“ hätten und sieht das als mögliche Ursache für diese furchtbare Entwicklung. Die soziale Isolation, die mit einem Lockdown verbunden ist, habe vor allem jene Kinder belastet, die schon davor unter Depressionen oder Angststörungen gelitten hätten. Man wisse aus der Forschung, dass „soziale Kontakte außerhalb sozialer Medien präventiv“ gegen derartige psychische Erkrankungen wirken, betonte Dohne-Schwake.

Es fehlt an Perspektiven

Seine Empfehlung lautet daher, die Schulen offen zu halten, „solange das irgendwie geht“. Am Mittwoch beraten sich die Kultusminister der Länder darüber, ob wegen der Omikron-Variante die Schulen erneut geschlossen werden sollen.

Es sei unstrittig, dass Angststörungen und Depressionen wie auch Essstörungen bei Jugendlichen in der Pandemie zugenommen haben, so der Mediziner. Vielen Jugendlichen habe auch eine Perspektive gefehlt. Der zweite Lockdown habe sich lange hingezogen und man wusste nicht, wann er enden würde. „Dazu kamen die Angst um Familienangehörige und die Zunahme der Nutzung von sozialen Medien“, führte Dohna-Schwake aus. Die meisten Suizidversuche seien glücklicherweise nicht erfolgreich gewesen. In vielen Fällen kam es allerdings zu Vergiftungen durch Tabletten.

Politik sollte sich an Ergebnissen orientieren

Dass die Schulen derzeit trotz hoher Inzidenzzahlen nicht geschlossen werden, befindet der Experte für richtig. „Im Sommer war ich noch skeptisch, ob sich die Politiker an entsprechende Versprechen wirklich halten werden. Aber sie haben Wort gehalten, das ist ein ganz wichtiger Faktor.“ Man müsse in diesem Fall feststellen, dass das damals eine sehr schwierige und dramatische Situation für Kinder und Jugendliche war, hält Dohna-Schwake fest. Auf dieser Grundlage müsse man jetzt Entscheidungen treffen.

Für die Kinder bleibt nur zu hoffen, dass die Kultusminister ihre Entscheidung am Mittwoch an diesen Ergebnissen orientieren und sich gegen eine erneute Schließung der Schulen aussprechen.

Haben Sie Suizidgedanken? Bitte, lassen Sie sich helfen! Rat finden Sie zum Beispiel im Internet unter diesen Adressen:

 

Studie Essener Uniklinik/RTL/WB/Presse.Online, Foto: Systembild: 500 Kinder nach Selbstmordversuch auf Intensivstation © IStock