Die Schweiz plant den Exit:
Ende aller Corona-Maßnahmen schon in zwei Wochen möglich
Die Homeoffice-Pflicht und die Kontaktquarantäne werden aufgehoben. Ab 17. Februar könnten Zertifikat und Maske fallen. Die Homeoffice-Pflicht und die Kontaktquarantäne sind aufgehoben.
Zürich. Alain Berset, der Schweizer Gesundheitsminister, hat in Aussicht gestellt, sämtliche Corona-Infektionsschutzmaßnahmen bereits Mitte Februar zu kippen. Nun also auch die Schweiz. Deutschlands Nachbarland im Süden plant das Ende aller Corona-Maßnahmen, wie das schon andere europäische Staaten, zum Beispiel Dänemark und Großbritannien tun. Das ist eine ziemlich plötzliche Kehrtwende, nachdem der Bundesrat erst im Januar die Regelungen verlängert hatte.
Berset stand monatelang im Zentrum der Kritik der Demonstrationsbewegung gegen die Corona-Maßnahmen, die in der Schweiz ähnlich wie in Deutschland und anderen Ländern gewachsen ist. In der sonst gemächlich-friedlichen Schweizer Innenpolitik hatte Berset sogar Rücktrittsforderungen aus dieser Bewegung auf sich gezogen – völlig unüblich in der Schweiz, wo politische Machtkonzentration wegen des Fehlens eines Regierungschefs ohnehin wenig ausgeprägt ist.
Vordergründig jedenfalls reagiert die Schweizer Bundesregierung auf die offensichtliche relative Harmlosigkeit der Omikron-Variante, die sich in allen Ländern, die sie überrollte, erwies. Die Inzidenzzahlen sind auch in der Schweiz sehr hoch. Aber sie haben dort, wo Karl Lauterbachs Kassandra-Rufe nicht gehört werden, ihren Schrecken eingebüßt. Die Situation in den Krankenhäusern sei „tragbar“, so Berset und die Immunität in der Bevölkerung mittlerweile hoch.
Kann man sich Worte wie die des schweizerischen Ministers („Eine endemische Phase scheint sich zu konkretisieren“ und „Wir sehen kein Risiko mehr, dass die Kliniken überlastet werden könnten“) von seinem deutschen Amtskollegen Karl Lauterbach überhaupt vorstellen?
Längst wird aber auch in Deutschland immer mehr Bürgern und politisch Verantwortlichen klar, dass das Ende der harten Maßnahmen bevorsteht. Die Corona-Lage und auch die Stimmung in der Öffentlichkeit hat sich verändert. Für Lauterbach und andere Corona-Politiker geht es erkennbar nun vor allem darum, diese Wende unter Wahrung des eigenen Gesichts zu absolvieren.
Unionsministerpräsidenten fällt das leichter. Markus Söder, der wohl zuverlässigste politische Wetterfrosch der Republik, hat die Wandlung schon vollzogen. Nun kommt auch Merkels einstiger Lieblingsschüler Daniel Günther in Schleswig-Holstein als Lockerer daher: Es habe sich gezeigt, dass die Omikron-Variante des Coronavirus nicht zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führe, sagte der CDU-Ministerpräsident. „Auch, wenn täglich von einer bundesweit steigenden Inzidenz berichtet wird, muss klar sein: Diese Daten haben eine andere Qualität als vor einem Jahr.“ Außerdem sei Schleswig-Holsteins Impfquote mit fast 90 Prozent sehr hoch. „All das führt dazu, dass wir uns auch in Schleswig-Holstein ein Stück weit in Richtung Normalität bewegen können.“ 2G gilt also im Einzelhandel künftig nicht mehr nördlich von Hamburg. Klar, die Schleswig-Holsteiner bekommen eben mit, dass in Dänemark das öffentliche Leben wieder fast normal stattfindet, ohne dass dies zu einer humanitären Katastrophe führt.
Ob die harten Kontaktbeschränkungen so segensreich waren, erscheint im Lichte neuerer Untersuchungen ohnehin zweifelhaft.
PSM/SRF, Foto: Systembild: © IStock