Unverantwortlich: Schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Unerwartete Stimme der Vernunft – Wollen wir sehenden Auges unsere gesamte Volkswirtschaft zerstören?
Der Chemiekonzern BASF ist einer der größten Energieverbraucher Deutschlands. Vorstandschef Martin Brudermüller hält einen Import-Boykott gegen russisches Erdgas für unverantwortlich. Für ihn käme ein solcher Schritt, dessen Folgen völlig unterschätzt würden, der Vernichtung der deutschen Volkswirtschaft gleich.
Jetzt redet die Wirtschaft Klartext, was die Hysterie um immer weiter Sanktionsverschärfungen gegen Russland betrifft. Denn so einfach, wie es sich die Politik bei ihren Blitzvisiten in Katar oder anderen Öl- und Gasförderländern vorstellt, ist es leider nicht. Der Chef des weltweit größten Chemiekonzerns BASF, Martin Brudermüller, sieht durch einen möglichen Energielieferstopp nicht nur die Gewinne seines Unternehmens – und damit vermutlich auch Teile seiner Gratifikationen – sondern auch die gesamte deutsche Wirtschaft in Gefahr.
Unverantwortlich: “Schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs”
Laut Brudermüller drohe der deutschen Wirtschaft “ihre schwerste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs”, sollte es tatsächlich zu einer Einstellung der russischen Lieferungen von Gas und Öl kommen. Gegenüber Medien erklärte er zu den Energie-Boykott-Forderungen gegenüber Russland: “Wollen wir sehenden Auges unsere gesamte Volkswirtschaft zerstören? Das, was wir über Jahrzehnte hinweg aufgebaut haben? Ich glaube, ein solches Experiment wäre unverantwortlich.”
Folgen der Entscheidung nicht unterschätzen
Zudem so Brudermüller, seien vielen Bürgern aber auch handelnden Politikern die Folgen eines solches Schrittes nicht wirklich bewußt und sie würden sie unterschätzen. Denn vor allem auch kleine und mittelständische Unternehmen wären von einem Lieferstopp massiv betroffen. So käme die gesamte Wertschöpfungskette zum Stillstand. Wenn etwa die BASF ihren Betrieb in Ludwigshafen mit rund 40.000 Mitarbeitern einstellen müsste, hätte dies auch auf andere Firmen im Bereich der Pharma- oder Lebensmittelindustrie gewaltige Auswirkungen, da sie auf Produkte zur Weiterverarbeitung angewiesen sind.
Verzicht nicht auf Knopfdruck möglich
Als Zeithorizont für einen vollständigen Verzicht für russische Öl- und Gaslieferungen gab Brudermüller an, dass dies innerhalb von vier bis fünf Jahren möglich sei. Denn man könne “nicht auf Knopfdruck” die Energieeinfuhren aus anderen Ländern einfach so erhöhen. Überzeugt zeigte er sich davon, dass man den Folgen eines Gas- und Ölmangels nicht durch Finanzhilfen oder Subventionen begegnen könne.
FAZ/WB, Foto: ÖL Lieferung stopp © IStock