Wird Russland den Gashahn nach den Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 wieder aufdrehen?
Geplante Reinigung der Pipeline bis 20. Juli
Berlin. 55 Milliarden Kubikmeter Gas strömen jedes Jahr durch die Pipeline der Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland. Das ist mehr als die Hälfte des gesamten Erdgases, das die Bundesrepublik jährlich verbraucht. Doch im Juni wurde die Liefermenge bereits drastisch reduziert und seit dieser Woche kommt noch weniger an. Der Grund: Die gigantische Rohrleitung wird turnusmäßig gewartet.
Dadurch kommt derzeit durch Nord Stream 1 gar kein Gas mehr nach Deutschland. Hierzu wird das in der Leitung befindliche Gas mittels spezieller Armaturen “abgeschiebert”. Das heißt, die Absperrhähne der Leitungen werden vollständig geschlossen, Gas kann so nicht mehr strömen. Nun schauen die Regierung und die Gas-Branche mit einem flauen Gefühl im Magen auf das geplante Ende der Arbeiten am 20. Juli. Denn es machen sich Sorgen breit, ob die Russen den Gashahn wieder aufdrehen.
Maßnahmen zum Energiesparen werden in ganz Deutschland eingeleitet: Ein Sprecher der Stadt Düsseldorf sagte: Um „kurzfristig Energie einzusparen und auf die Gasmangellage zu reagieren“, wolle beispielsweise das Düsseldorfer Wirtschafts- und Klimaschutzministerium im Herbst und Winter grundsätzlich weniger heizen. Die Klimaanlagen sollen im Sommer nicht so stark kühlen wie gewöhnlich, bei Warmwasser solle die „Verfügbarkeit in Küchen und Sanitäranlagen“ reduziert werden. In Rendsburg wurde die Eisbahn für den diesjährigen Weihnachtsmarkt abgesagt, weil die Kühlaggregate zu viel Strom verbrauchen würden, der woanders fehlen könnte. Dies halte man angesichts der prognostizierten Gasknappheit für nicht verantwortbar.
„Die Lage ist ernst“
In Augsburg wurde ein Krisenstab zur Energieversorgung eingerichtet, nachdem man festgestellt hatte, dass die jährlichen Kosten für Strom, Erdgas, Fernwärme und sonstige Energiedienstleistungen von rund 15,9 Millionen Euro auf rund 28,3 Millionen Euro für das laufende Jahr steigen werden. „Das entspricht einer Steigerung von knapp 80 Prozent!“, teilte die Stadt mit. „Die Lage ist ernst”, stellt Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) fest.
Um noch genug Energie für die Wirtschaft bereitstellen zu können, soll nun überall gespart werden, wo es nur möglich erscheint. Deshalb sollen die Fassadenbeleuchtung an historischen Gebäuden und den städtischen Museen, sämtliche Brunnen, bis auf die drei, die zum UNESCO-Welterbe gehören und der Lichterzauber im Botanischen Garten abgeschaltet werden. Außerdem beraten Stadt und Polizei darüber, auf welche Ampeln verzichtet werden könnte.
Schwimmbäder, Straßenbeleuchtung, Klassenzimmer: Alles auf Sparflamme
Die Straßenbeleuchtung soll gedimmt, die Raumtemperaturen in städtischen Büros im Herbst und Winter gesenkt werden. Auch die Schulen sollen Energie einsparen. Weber rief zudem alle Mitarbeiter der Stadt, aber auch Unternehmen und die gesamte Bevölkerung zu energiesparendem Verhalten auf: „Angesichts der aktuellen Energieversorgungslage geht es schlichtweg darum, den Verbrauch zu drosseln, um Energie zu sparen. Und zwar in allen Bereichen”, erklärte sie.
Das Verrückte an der Entwicklung: Keine äußere Krise, auch kein Putin und kein Krieg sind schuld an dieser Entwicklung – sondern eine energiepolitische Geisterfahrt Deutschlands und die von den Grünen vorsätzlich verursachte Verknappung durch unüberlegte Sanktionsfolgen und Verteuerungen – bei gleichzeitiger Zerstörung von vorhandenen und zuverlässigen Energieformen. Wahrscheinlich dämmert den meisten Deutschen dieser Zusammenhang wirklich erst dann, wenn sie am eigenen Leib frieren.
Nicht auf die Regierung verlassen: Sorgen Sie jetzt für den drohenden Winter vor.
DPA/WB/A.H./PSM, Foto: Kälte im Winter (C) IStock