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Medienbranche ist in Bewegung

Veröffentlicht von PSM.Media

Ergebnisse des Mainstream-Journalismus

Eine Studie unter Mainstream-Journalisten deutet auf massives Unbehagen in der Branche hin. So setzt den Journalisten der Vertrauensverlust des Publikums zu. Die Kritik hält die Hälfte allerdings auch für gerechtfertigt.

Die Medienbranche ist in Bewegung. Eine Untersuchung der Otto-Brenner-Stiftung liefert entsprechende Ergebnisse und im Mainstream-Journalismus scheint es zu brodeln. Fast zwei Drittel, nämlich 60 Prozent der 161 Journalisten, die bei einer Online-Umfrage teilgenommen hatten, fühlen sich offenbar nicht mehr besonders wohl in ihrer Branche.

Journalisten wollen aufhören

Berlin. So haben diese 60 Prozent im vergangenen Jahr wiederholt daran gedacht, „auszusteigen“ und dem (Mainstream-)Journalismus den Rücken zu kehren. Besonders unter Jüngeren war dieser Gedanke attraktiv. Ihre Gründe sind unter anderem der „digitale Wandel“ und die „ökonomische Krise“, aber auch der „Vertrauensverlust des Publikums in die Medien“. Diese Publikumskritik an einseitiger oder zu unkritischer Berichterstattung halten immerhin mehr als die Hälfte der 161 Mainstream-Journalisten zumindest für bedingt richtig. Oder anders gesagt: Nur 47 Prozent glauben, dass ausgewogen berichtet wird. Selbst sind aber 70 Prozent von ihrer Ausgewogenheit und 75 Prozent von ihrer Objektivität überzeugt.

Ganze 88 Prozent sind sich aber sicher, nicht von der Politik instrumentalisiert zu werden. Hier einige Ergebnisse zur „Selbsteinschätzung“ unter den 161 Journalisten:

 

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© Otto-Brenner-Stiftung

 

Neben dem quantitativen Teil der Studie kam es auch zu einem qualitativen Teil, der aus 20 Interviews mit hauptberuflichen Journalisten bestand. Davon sind „zwölf im Printbereich tätig, drei für den Hörfunk, vier fürs Fernsehen und eine Person ausschließlich für eine digitale Informationsplattform.“ Doch der „dramatische Wandel im Journalismus“ drückte sich auch bei den 20 Interviewten aus. So gaben drei Printjournalisten und eine Person aus dem Fernsehen an, inzwischen auch regelmäßig für die Onlineplattform ihres Mediums tätig zu sein.

Hohe Belastung

35 Prozent der Befragten zeigte sich dabei äußert besorgt um einen „Qualitätsverlust“ in den Medien: Das sei das Ergebnis „einer weiter gewachsenen Arbeitsbelastung und zu noch größerem Zeitdruck im Kontext der Digitalisierung, zur Ökonomisierung ihres beruflichen Handelns oder zu mangelnder Unterstützung seitens des Medienmanagements. Darüber hinaus geben 95 Prozent der Studienteilnehmer an, dass ein Vertrauensverlust des Journalismus vorliege und es Vorurteile bzw. Vorwürfe der Öffentlichkeit gegenüber dem Berufsstand gebe.“ 

Der häufigste Vorwurf, mit dem sich die interviewten Journalisten konfrontiert sehen, ist eben jener der „einseitigen Berichterstattung“: „Die Studienergebnisse zeigen zudem, dass 55 Prozent der befragten Medienschaffenden die Publikumskritik am Journalismus für bedingt richtig hält“, besonders überzeugt scheint man in der Medienwelt nicht mehr von seiner Tätigkeit. 75 Prozent beklagen Einsparungen, sowohl auf personeller wie auch auf finanzieller Ebene. Zwei Drittel der Online-Befragten gaben an, schon „vor der Arbeit“ müde zu sein. 40 Prozent fühlen sich aufgrund der Arbeit „emotional ausgelaugt“. Freie Journalisten leiden einer insgesamt schlechteren Bezahlung, die gesamte Branche daran, dass der Journalismus an Ansehen verloren habe.

Die Schlussfolgerung der Autoren aufgrund dieser „Burn-Out“-Indizien? Medienunternehmen und Interessenvertretungen der Journalisten sollen „gemeinsame Maßnahmen des psychologischen Gesundheitsmanagements entwickeln“. Beim Urteil der Online-Befragten, ob ihr Medienunternehmen „ökonomische vor publizistische Ziele“ stellt, ist man unentschieden. 37,2 Prozent „stimmen (eher) nicht zu“ und 38,4 Prozent „stimmen (eher) zu“. Aber bei nur einem Viertel der 161 Befragten ist dem Arbeitgeber Geschwindigkeit wichtiger als Qualität.

Das gesamte Papier der Otto-Brenner-Stiftung, das von vier Universitätsprofessoren verfasst wurde, können Sie hier lesen. Die Stiftung besteht seit 50 Jahren und wurde 1972 von „IG Metall“ gestiftet.

 

tkp, Foto: Medienbranche ist in Bewegung © IStock