Nord-Stream – Möglicher Anschlag auf beide Pipelines?

Nord-Stream – Möglicher Anschlag auf beide Pipelines?

Veröffentlicht von PSM.Media

Nord-Stream-Pipelines möglicherweise durch Anschläge beschädigt

Innerhalb von 24 Stunden haben beide derzeit ohnehin ungenutzten deutsch-russischen Ostsee-Gaspipelines – Nord Stream 1 und 2 – Druckprobleme gemeldet, ein Leck ist lokalisiert. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen deutet sehr viel darauf hin, dass die Leitungen durch gezielte Anschläge beschädigt wurden.

Berlin. Beide Nord-Stream-Pipelines sind einem Zeitungsbericht zufolge möglicherweise durch Sabotage gezielt beschädigt worden und deshalb leckgeschlagen. Wie der “Tagesspiegel” unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, rechnen Bundesbehörden aufgrund des zeitlichen Ablaufs, der betroffenen Leitungen, mit Sabotage. “Unsere Fantasie gibt kein Szenario mehr her, das kein gezielter Anschlag ist”, sagt eine in die Bewertung durch die Bundesregierung eingeweihte Person der Zeitung. “Alles spricht gegen einen Zufall.” Ein derartiger mutmaßlicher Anschlag auf dem Meeresboden sei alles andere als trivial, er müsse mit Spezialkräften, zum Beispiel Marinetauchern, oder einem U-Boot ausgeführt werden, heißt es aus informierten Kreisen.

Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit gebe es nicht, da seit dem russischen Stopp der Lieferungen Anfang September ohnehin kein Gas mehr durch Nord Stream 1 fließe. “Die Speicherstände steigen dennoch weiter kontinuierlich an. Sie liegen aktuell bei rund 91 Prozent.”

Läuft die Pipeline bald leer?

Auch Umweltgefahren wegen des Lecks bei Bornholm drohen aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zumindest kurzfristig nicht. Der Organisation zufolge entspreche Erdgas dem Treibhausgas Methan, welches sich teilweise im Wasser löse und nicht giftig sei. Selbst im Falle einer Explosion unter Wasser gäbe es nur lokale Effekte, so ein Sprecher. Schädlich ist Methan vor allem für das Klima. Im schlimmsten Fall könnte eine große Menge an Gas austreten, vor allem falls auch der Druckabfall in der Nord Stream 1-Leitung auf einen Schaden an der Leitung selbst zurückzuführen ist.

Nord Stream 2-Sprecher Ulrich Lissek befürchtet bereits, dass die mit 177 Millionen Kubikmeter Gas gefüllte Pipeline in den kommenden Tagen leerlaufen könnte. Zum Vergleich: Das Volumen der gesamten jährlichen Trinkwasserentnahme aus dem Bodensee entspricht laut der Bodensee-Wasserversorgung 130 Millionen Kubikmeter. Wäre der mit 48 Milliarden Kubikmeter Wasser gefüllte See ein Gassee, entspräche dies zudem ungefähr den 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas, das jährlich durch beide Röhren von Nord Stream 2 hätte fließen sollen.

Während die Nord Stream 2-Pipeline nach ihrer Fertigstellung aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine nie in Betrieb genommen wurde, sondern nur einmalig mit Gas befüllt wurde, floss durch die Nord Stream 1-Pipeline bis Anfang September Gas nach Deutschland. Nachdem der russische Staatskonzern Gazprom seine Lieferungen durch die Röhre bereits zuvor reduziert hatte, stoppte er diese mit dem Verweis auf einen Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja komplett.

Doch nicht nur der bisherige Gasfluss wird durch den Krieg in der Ukraine beeinflusst. Wegen der Sanktionen gegen Russland sieht die Nord Stream 2 AG ihre Fähigkeiten zur Ursachenforschung eingeschränkt: Man stehe unter Sanktionen, verfüge kaum noch über Personal und Gelder seien eingefroren, sagte der Sprecher. “Die Behörden sind alle informiert.” In Lubmin, dem Ort, in dem die Pipeline in Deutschland anlandet, ist nach Wissen Lisseks kein Personal der Nord Stream 2 AG. Man könne auch keine Aufträge erteilen, da man diese nicht bezahlen könne, und müsse schauen, woher man nun Informationen erhalte, hieß es weiter.

 

PSM/DPA/ARD/AFP, Foto: Systembild (C) IStock