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Tagespflege in NRW droht Insolvenzwelle

Veröffentlicht von PSM.Media

SPD fordert 80 Millionen-Euro-Rettungsschirm für Tagespflege in NRW

Bielefeld. Tagespflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen (NRW) sind wie viele andere Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialbereich von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betroffen.

Viele dieser Einrichtungen haben während der Pandemie einen erheblichen Umsatzrückgang erfahren, da viele Angehörige ihre Betreuung zu Hause übernehmen oder aufgrund der COVID-19-Beschränkungen keine Tagespflegeeinrichtungen besuchen konnten. Darüber hinaus haben viele Einrichtungen aufgrund der zusätzlichen Kosten für die Einhaltung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen während der Pandemie auch höhere Betriebskosten.

Diese Faktoren haben viele Tagespflegeeinrichtungen in NRW in eine finanziell schwierige Situation gebracht und einige Einrichtungen sind von einer Insolvenz bedroht. Es wird erwartet, dass die Insolvenzwelle in diesem Sektor in den kommenden Monaten ansteigen wird, wenn die Unterstützung durch die Regierung und andere Quellen nicht ausreicht, um die Einrichtungen zu unterstützen.

Die Wohlfahrtsverbände in NRW warnen vor einer Insolvenzwelle der Tagespflege-Einrichtungen, weil der Rettungsschirm für diese im Sommer ausgelaufen ist und sie Investitionskosten selber tragen müssen. Um eine Versorgungslücke zu verhindern, fordern der Paritätische Wohlfahrtsverband, AWO, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz sowie die jüdischen Gemeinden in einem Brandbrief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) schnelle Hilfen. Der Grund: Die meisten Einrichtungen erreichten in Folge der Pandemie noch keine wirtschaftlich tragfähige Auslastung. Darüber berichtet die in Bielefeld erscheinende Tageszeitung “Neue Westfälische” (Mittwoch).

Die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW befürchtet, dass insbesondere kleinere und solitäre Tagespflegen auf dem Land dem wirtschaftlichen Druck nicht mehr standhalten können und schließen müssen. Nach Einschätzung der Verbände werden weitere Schließungen eine gravierende Versorgungslücke zur Folge haben und der wohnortnahen Pflegeinfrastruktur erheblich schaden. Aktuell sind nach Angaben der Vize-Chefin des AWO-Bezirksverbandes Westliches Westfalen, Elke Hammer-Kunze, in NRW nur rund ein Viertel der Einrichtungen ausreichend ausgelastet, um schwarze Zahlen schreiben zu können. Die kritische Grenze liege bei 90 Prozent Auslastung.

Die SPD-Fraktion im Landtag fordert die Landesregierung deshalb in einem Antrag auf, kurzfristig einen Rettungsschirm von 80 Millionen Euro für die Tagespflegen zu schaffen. “Viele Einrichtungen stehen vor dem Aus und es häufen sich Insolvenzmeldungen von Trägern”, erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion, Thorsten Klute gegenüber der “Neuen Westfälischen”. Dabei werde es bei der Versorgung der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen künftig entscheidend auf die Tagespflegen ankommen. “Wenn die Tagespflegen jetzt verschwinden, werden sie über Jahre nicht wiederkommen. Das wäre ein schwerer Verlust für die Familien im Land.” Klute fordert, dass NRW mit gutem Beispiel vorangeht und seine Tagespflegen rettet, zum Beispiel mit Geld aus dem milliardenschweren Krisenhilfspaket.

 

Neue Westfälische/PSM.Media- Nachrichtenagentur, Foto: Systembild © IStock