Russisch-ukrainisches Getreide-Abkommen wird verlängert

Russisch-ukrainisches Getreide-Abkommen wird verlängert

Veröffentlicht von PSM.Media

Die Ukraine fordert nun eine reibungslose Umsetzung des Getreide-Abkommens

Ankara. Einen Tag vor Auslaufen haben Russland und die Ukraine sich auf eine Verlängerung des Getreide-Abkommens geeinigt. Es gelte für weitere zwei Monate, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch in Ankara. Russland hatte zuvor mit einem Aus gedroht, weil es Hindernisse bei seinen eigenen Getreide- und Düngemittelausfuhren beklagt.

Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums bestätigte die Verlängerung. Die Ukraine begrüßte die Verlängerung, forderte aber eine reibungslose Umsetzung der Vereinbarung. Russland dürfe das Abkommen nicht sabotieren, sagte ein hochrangiger Vertreter der Ukraine.

Erdogan sagte vor Vertretern seiner Partei AKP in Ankara weiter, er danke seinem „teuren Freund“, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, für die „aufrichtige Unterstützung“ und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für die „konstruktive Zusammenarbeit“. Der türkische Präsident dankte auch UNO-Generalsekretär António Guterres für dessen Bemühungen.

„Ich wünsche mir, dass diese Entscheidung allen Parteien zugute kommt“, sagte Erdogan. Seine Rede wurde auch im türkischen Fernsehen übertragen. „Wir werden unsere Bemühungen in Zukunft fortsetzen und alle Bedingungen des Abkommens erfüllen. Unsere russischen Freunde haben erklärt, dass sie türkische Schiffe nicht am Auslaufen aus (ukrainischen) Häfen hindern werden. Wir sind ihnen für diese Entscheidung dankbar“, unterstrich der türkische Präsident.

UNO-Generalsekretär António Guterres würdigte die Verlängerung des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine als „gute Nachricht für die Welt“. Zwar blieben noch ausstehende Fragen, darüber sprächen aber Vertreter der Ukraine, Russlands, der Türkei und der Vereinten Nationen weiter, sagte Guterres am Mittwoch in New York. Das Abkommen sei wichtig für die globale Ernährungssicherheit – und weil es zeige, dass „es sogar in der dunkelsten Stunde immer einen Hoffnungsschimmer gibt und eine Möglichkeit, Lösungen zu finden, die allen helfen“.

Das österreichische Außenministerium begrüßte in der Nacht auf Donnerstag die Verlängerung des Abkommens. Dies seien gute Neuigkeiten, vor allem für jene, deren Versorgung mit Nahrung nicht gesichert ist. Russland müsse aufhören, Hunger als Waffe zu gebrauchen. Man benötige nachhaltige Lösungen, hieß es in einem Tweet.

Russland hatte nach seinem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 die Getreideexporte des Nachbarlandes blockiert. Die Blockade und Sanktionen gegen Russland führten zu starken Preisanstiegen unter anderem bei Getreide und Dünger. Im Juli 2022 kam die Schwarzmeer-Getreide-Initiative zustande, die von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelt wurde. Die Vereinbarung war bisher bereits zwei Mal verlängert worden.

Das Abkommen erlaubt kontrollierte Getreideausfuhren aus den Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj (Juschny). Vertreter der UNO, Russlands, der Ukraine und der Türkei kontrollieren die Schiffsladungen in Istanbul. Damit soll sichergestellt werden, dass tatsächlich nur Lebensmittel und keine Waffen an Bord sind.

Seit dem Start des Getreidekorridors wurden der UNO zufolge fast 30 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen Gütern exportiert. 2022 kam aus der Ukraine demnach über die Hälfte des Weizenbedarfs für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen.

Die Ukraine und Russland sind wichtige Lieferanten von Weizen, Gerste, Sonnenblumenöl und anderen Nahrungsmitteln für Länder in Afrika, im Nahen Osten und in Teilen Asiens. Vor Kriegsbeginn war Russland außerdem der weltweit größte Exporteur von Düngemitteln. Der Ausfall dieser Lieferungen nach der russischen Invasion schürte die Sorge vor einer Hungerkrise in ärmeren Ländern. Mehr als 1.000 Schiffe haben laut UNO im Rahmen des Abkommens bisher ukrainische Häfen verlassen.

 

APA, Foto: Systembild: Getreideabkommen sicherte Versorgung vieler armer Staaten © Geralt