Tauchboot Titan: Trümmer gefunden
Boston. Nach tagelanger fieberhafter Suche geht die US-Küstenwache vom Tod der fünf Insassen des nun im Atlantik entdeckten Tauchboots aus. Die in der Nähe des «Titanic»-Wracks gefundenen Trümmerteile gehörten zur verschollenen «Titan», teilte der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, gestern (Ortszeit) in Boston mit. Damit gebe es keine Überlebenschance für die Vermissten mehr. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
Zuvor hatte die Küstenwache mitgeteilt, ein Tauchroboter sei im Einsatzgebiet auf ein „Trümmerfeld“ gestoßen. Die Informationen würden analysiert, hieß es weiter. Das Tauchboot wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die „Titan“ war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen „Titanic“ in rund 3800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab.
Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada eine großangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Dabei waren Schiffe, Flugzeuge, ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge, Tauchroboter und andere Gerätschaften im Einsatz.
Wer waren die Insassen?
An Bord der «Titan» waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurers Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.
Nargeolet, der auch «Monsieur Titanic» genannt wurde, galt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. «Sein zweites Zuhause war das Meer, er fühlte sich dort so wohl», sagte sein Stiefsohn John Paschall dem Sender CBS News. «Ich denke, es bedeutet sehr viel, dass er seine letzten Momente in der Nähe eines Ortes verbracht hat, die ihm so viel bedeutet hat.»
Die Familie von Harding, der mehrere Guinness-Weltrekorde hielt und bereits ins All gereist war, teilte mit: «Was er in seinem Leben erreicht hat, war wirklich bemerkenswert, und wenn wir aus dieser Tragödie einen kleinen Trost schöpfen können, dann ist es, dass wir ihn bei dem, was er liebte, verloren haben.»
250.000 US-Dollar für einige Stunden
Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise – die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250.000 US-Dollar (229.000 Euro) pro Person. Die Tauchfahrt zur «Titanic» selbst dauert gewöhnlich aber nur einige Stunden.
Die «Titanic» war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.
Angesichts von Berichten über schlechte Sicherheitsvorkehrungen für das vermisste Tauchboot erwarten Experten Konsequenzen. «Es wird sicherlich eine Untersuchung nach dieser Katastrophe geben, und deutlich striktere Regeln und Vorschriften werden eingeführt werden», sagte der Chef der auf «Titanic»-Ausstellungsstücke spezialisierten Firma White Star Memories, David Scott-Beddard, dem Sender CNN.
APA/DPA/PSM, Foto: Das «Titan»-Tauchboot des Unternehmens Oceangate Expeditions © OceanGate Expeditions