Massiver Terroranschlag in Moskau: über 100 Tote und Verletzte
In einer Konzerthalle nahe Moskau ereignete sich eine tragische Schießerei, bei der laut dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB 93 Menschen, darunter drei Kinder, ihr Leben verloren. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat hat die Verantwortung für dieses bedauerliche Ereignis übernommen.
Moskau. In der Vorstadt von Krasnogorsk, einem Stadtteil in Moskau, ereignete sich ein tragischer Vorfall während einer Musikveranstaltung. Berichten zufolge eröffneten mindestens drei Personen in Tarnkleidung gegen 20 Uhr Ortszeit das Feuer mit automatischen Waffen. Die Zahl der Opfer ist erschreckend: Der russische Inlandsgeheimdienst FSB meldet mindestens 40 Tote und über 100 Verletzte. Der Vorfall ereignete sich während eines Konzerts der beliebten russischen Band “Piknik” in der Crocus City Hall, die Platz für Tausende Zuschauer bietet.
Der Islamische Staat hat sich über den Kurzmitteilungsdienst Telegram zu diesem Anschlag bekannt, doch steht eine offizielle Bestätigung der russischen Behörden noch aus. In den überwiegend muslimischen Republiken im Nordkaukasus gab es in den letzten Jahrzehnten Auseinandersetzungen zwischen Untergrundmilizen und der russischen Staatsmacht. Zudem kämpften Tausende Männer zeitweise für den Islamischen Staat in Syrien und im Irak.
Die Identität der Angreifer ist noch unklar, ebenso wie ihre aktuelle Positionierung im Gebäude. Die russischen Ermittlungsbehörden prüfen einen möglichen terroristischen Hintergrund und haben eine Untersuchung eingeleitet. Die Sicherheitskräfte bestätigen mindestens eine Explosion und den darauffolgenden Brand, der bereits große Teile des Gebäudes zerstört hat.
Polizei, Nationalgarde, Spezialtruppen und Rettungskräfte sind vor Ort, um zu helfen. Eine Evakuierung ist im Gange, jedoch sollen sich noch Menschen im Gebäude befinden. Der russische Außenministerium verurteilt den Angriff als “blutiges terroristisches Attentat”, während der Bürgermeister von Moskau, Sergej Sobjanin, von einer großen Tragödie spricht und sein Beileid den Angehörigen ausspricht. Alle Veranstaltungen in Moskau wurden für das Wochenende abgesagt.
Die internationale Gemeinschaft reagiert geschockt auf den Anschlag. Das deutsche Auswärtige Amt kondoliert den Familien der Opfer und fordert eine rasche Aufklärung der Hintergründe. Auch die Europäische Union ist entsetzt über den Angriff und verurteilt jegliche Gewalt gegen Zivilisten.
Die Bilder von dem furchtbaren Angriff auf unschuldige Menschen in der Crocus City Hall bei #Moskau sind schrecklich. Die Hintergründe müssen rasch aufgeklärt werden. Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer.
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) March 22, 2024
Reaktionen aus In- und Ausland
Gleich nach dem Anschlag machten zahlreiche Beobachter darauf aufmerksam, dass die Botschaften der USA und Großbritanniens in Russland noch Anfang März ihre Bürger vor der Gefahr drohender Terroranschläge gewarnt und sie aufgerufen hatten, Orte mit hohem Menschenaufkommen tunlichst zu meiden. So lautete die Warnung der US-Botschaft:
“Die Botschaft verfolgt Meldungen darüber, dass Extremisten planen, in der nächsten Zeit große Menschenversammlungen in Moskau anzugreifen, Konzerte eingeschlossen. US-Bürger werden angehalten, große Menschenversammlungen im Laufe der kommenden 48 Stunden meiden.”
Anlässlich des Anschlags vom 22. März gab der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, John Kirby, einen Kommentar ab und behauptete:
“Ich denke, anhand der heutigen Nachrichtenlage ist es schwer, weitergehende Schlüsse zur instabilen Lage in Moskau oder an einem anderen Ort in Russland zu ziehen. Klar, es gibt Menschen in Moskau, in Russland, die der Art, wie Herr Putin das Land regiert, negativ gegenüber eingestellt sind. Doch ich glaube nicht, dass wir zu dieser frühen Stunde bereits eine Verbindung zwischen dem Angriff auf die Einkaufspassage und jeglicher politischer Motivierung aufbauen sollten. Wir benötigen mehr Zeit und wir brauchen mehr Information.”
Kirby versuchte außerdem umgehend, möglichen Verdacht von der Ukraine im Vorhinein abzuweisen:
“Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anzeichen vor, dass die Ukraine – oder irgendwelche Ukrainer – in die Schießerei verwickelt waren. Aber es gilt auch wieder: Die Nachricht ist gerade frisch raus, wir können es mitverfolgen – aber ich würde mich an Ihrer Stelle von jeglicher, möglicherweise falscher Annahme über eine Verbindung zur Ukraine fernhalten.”
Die Warnung der US-Botschaft im März habe “lediglich der eigenen Sicherheit” der US-Bürger gedient, so Kirby.
Zum Zeitpunkt dieser Abfassung verurteilten mehrere Länder den verübten Anschlag, darunter Italien, Weißrussland, Kirgisistan, die Türkei, Pakistan, Ägypten, Kuba, Kasachstan, Venezuela, Aserbaidschan, Deutschland, die USA und Armenien.
Die ukrainische Nachrichtenagentur UNIAN wurde in Berichten zitiert, die behaupten, dass der ukrainische Militärgeheimdienst GUR in Terroranschläge auf russischem Territorium verwickelt war. Diese Berichte deuten darauf hin, dass der Terroranschlag in Moskau als “bewusste Provokation” russischer Sicherheitsdienste und des russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich betrachtet wird, vor denen die “Völkergemeinschaft” gewarnt wurde. GUR-Sprecher Andrei Jussow behauptet, dass Putin “seine Karriere mit solchen Verbrechen begann und sie damit beenden will”.
Maria Sacharowa, Russlands Außenamtssprecherin, äußerte sich zu den Vorwürfen aus Washington und forderte Beweise für die Unschuld der Ukraine am Terroranschlag. Sie betonte, dass das Weiße Haus keine Rechtfertigung habe, jemandem eine Unschuldsvermutung auszustellen, es sei denn, es lägen Beweise vor.
Die russische Führung kündigte an, dass die Behörden alle Beteiligten identifizieren werden. Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus und forderte harte Vergeltungsmaßnahmen gegen die Terroristen. Er betonte, dass Terroristen nur durch Vergeltungsterror verstanden werden könnten und dass es wichtig sei, sie gnadenlos zu vernichten, einschließlich der offiziellen Vertreter des Kiewer Regimes, falls sich ihre Beteiligung bestätigen sollte.