Schließung von Notfallpraxen: Was bedeutet das für Patienten?
Freiburg. Die Entscheidung, einige Notfallpraxen zu schließen, hat sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei Fachleuten für Aufsehen gesorgt. Für viele Patienten, die sich auf diese Praxen verlassen, um in dringenden Fällen außerhalb der regulären Sprechzeiten medizinische Hilfe zu erhalten, könnte dies erhebliche Probleme mit sich bringen. Gleichzeitig argumentiert die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), dass es sich bei den meisten Fällen ohnehin nie um echte Notfälle handele. Diese Aussage, verbunden mit dem aktuellen Vorgehen, sorgt für Unverständnis und Kritik – nicht nur bei betroffenen Patienten, sondern auch bei medizinischen Fachkräften.
Zynische Argumentation oder notwendige Maßnahme?
Die Begründung der KVBW, dass die Fälle, die in Notfallpraxen vorgetragen werden, selten echte Notfälle seien, wirkt auf viele Betroffene zynisch. Schließlich nutzen Patienten den Notdienst meist dann, wenn sie sich tatsächlich unwohl fühlen oder dringend Medikamente benötigen. Oftmals stellt sich der Ernst einer medizinischen Lage auch erst in der Untersuchung durch einen Arzt heraus. Die pauschale Abwertung dieser Fälle als nicht dringend erscheint daher problematisch und wenig nachvollziehbar.
Notfallpraxen sollten als Teil eines funktionierenden Gesundheitssystems dazu dienen, die Versorgung auch an Wochenenden und Feiertagen sicherzustellen, wenn reguläre Praxen geschlossen sind. Dass dieser Dienst jedoch als unnötiger Luxus für eine vermeintlich verwöhnte Gesellschaft dargestellt wird, verkennt die tatsächlichen Bedürfnisse der Patienten und schürt Unverständnis.
Zentralisierung und Personalnot
Natürlich bleibt der Personalmangel im Gesundheitswesen eine große Herausforderung. Die Zentralisierung von Notdiensten ist daher in vielen Regionen eine unumgängliche Maßnahme, um die medizinische Versorgung weiterhin aufrechtzuerhalten. Doch die Art und Weise, wie diese Maßnahme kommuniziert wird, ist entscheidend. Patienten haben das Recht, zu verstehen, warum bestimmte Notfallpraxen geschlossen werden und wie sie in dringenden Fällen dennoch schnelle Hilfe erhalten können.
Was bedeutet das für Patienten?
Für viele Menschen, die bisher auf nahegelegene Notfallpraxen angewiesen waren, bedeutet die Schließung eine weitere Hürde im ohnehin überlasteten Gesundheitssystem. Längere Wege, unsicherere Versorgung und potenziell verzögerte medizinische Hilfe sind nur einige der möglichen Konsequenzen. Vor allem für ältere Menschen oder Familien ohne Auto kann dies eine große Herausforderung darstellen.
Fazit: Eine kritische Debatte ist notwendig
Die Schließung von Notfallpraxen mag aus organisatorischer Sicht eine notwendige Maßnahme sein. Doch der Umgang mit den Patienten und die Kommunikation seitens der KVBW lassen viele Fragen offen. Eine offenere und sensiblere Diskussion darüber, wie die medizinische Versorgung in Zukunft sichergestellt werden kann, wäre dringend notwendig – ohne dabei die Bedürfnisse der Patienten zu ignorieren.
PSM.Mediengruppe mit Badische Zeitung, Foto: Schließung von Notfallpraxen (Symbolbild) © IStock