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Hambacher Forst: Erste Baumhäuser von der Polizei geräumt

Veröffentlicht von PSM.Media

RWE will im Hambacher Forst Braunkohle abbauen

  Klimaschützer verschanzen sich auf Bäumen, um eine Rodung zu verhindern

Polizei rechnet mit einem tagelangen Einsatz

Köln- Großaufgebot der Polizei gegen Baumbesetzer: Mit der Räumung erster Baumhäuser von Klimaschützern hat am Donnerstag im Hambacher Forst bei Köln einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte Nordrhein-Westfalens begonnen. Am ersten Tag des wahrscheinlich wochenlangen Einsatzes im rheinischen Braunkohlerevier wurde eine Aktivistin vorübergehend festgenommen, wie ein Polizeisprecher sagte. Ein Polizist wurde leicht verletzt.

Insgesamt sollen in dem Wald mehr als 50 Baumhäuser zwangsgeräumt werden. “Wir wissen nicht, was uns dort erwartet”, sagte der Polizeisprecher mit Blick auf die Baumhäuser, die Kohlegegner bereits vor geraumer Zeit in dem Wald am Braunkohletagebau Hambach errichtet hatten.

An der Räumungsaktion waren am Donnerstag unter anderem mehrere Einsatzhundertschaften der Polizei beteiligt. Bis zum Nachmittag räumten die Beamten eine Barrikade und drei Baumhäuser. An einer dreibeinigen Holzkonstruktion der Waldbesetzer wurden sogenannte Höheninterventionsteams der Polizei gegen Aktivisten eingesetzt. Nach Polizeiangaben wurden Beamte und Einsatzfahrzeuge mit Steinen und Molotowcocktails beworfen. Zudem wurden Einsatzkräfte demnach massiv mit Zwillen beschossen.

An mehreren Stellen saßen noch am Nachmittag friedliche Demonstranten auf den Zufahrtswegen. Dieser friedliche Protest werde weiter geschützt, sofern er die Arbeiten nicht behindere, versicherte die Polizei. Gegen Straftäter werde jedoch konsequent eingeschritten.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis, forderte von den Braunkohlegegnern im Hambacher Wald einen Verzicht auf Gewalt. “Der Hambacher Forst steht schon länger nicht mehr nur für friedlichen Protest und eine offene Streitkultur”, sagte Vassiliadis dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Die Beschäftigten wie die Polizisten im rheinischen Revier sorgen sich inzwischen täglich um ihre körperliche Unversehrtheit.”

Der Hambacher Forst war in den vergangenen Monaten Symbol für den Kampf von Umweltschützern gegen Kohleverstromung geworden: Der RWE-Konzern will dort ab Mitte Oktober hundert Hektar Wald für die Vergrößerung des Tagebaus roden.

Die Kohlegegner im Hambacher Forst kündigten massiven Widerstand gegen die geplante Räumung an. Mit dem Polizeieinsatz beginne “eine bundesweite Massenmobilisierung”, teilten die Klimaschützer mit. “Tausende Menschen werden sich in den nächsten Tagen mit Demonstrationen, Sitzblockaden und Waldspaziergängen für den Erhalt des Waldes einsetzen.”

Die Klimaaktivisten wurden am Donnerstagmorgen per Megafon über die bevorstehende Räumung der Baumhäuser in dem Waldgebiet informiert und aufgefordert, diese zu verlassen. Hintergrund war eine Anweisung des nordrhein-westfälischen Bauministeriums vom Vorabend, wonach die Stadt Kerpen und der Kreis Düren die Baumhäuser unverzüglich räumen müssen. Als Grund wurde der fehlende Brandschutz bei den Baumhäusern genannt.

Ob die Räumungsanweisung Bestand hat, müssen allerdings die Gerichte entschieden: Kurz nach Beginn des Polizeieinsatzes gingen beim Kölner Verwaltungsgericht sieben Eilanträge gegen die Räumung ein. Das Gericht wollte noch am Donnerstag über die Anträge entscheiden, wie eine Sprecherin sagte. Auch beim Verwaltungsgericht Aachen ging ein Eilantrag eines Baumhausbewohners ein. Wann das Aachener Gericht darüber entscheidet, war zunächst unklar.

Umweltverbände verurteilten die geplante Räumung der Baumhäuser scharf. So warf unter anderem Greenpeace der schwarz-gelben NRW-Regierung vor, sich “zum Erfüllungsgehilfen von RWEs brandgefährlicher Eskalationsstrategie” zu machen. “Während in Berlin die Kohlekommission über eine Kompromiss zum sozialverträglichen Kohleausstieg diskutiert, sieht die Bundesregierung tatenlos zu, wie RWE im Hambacher Forst einen gesellschaftlichen Konflikt maximal anheizt”, erklärte Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens.

 

Quelle: AFP, 13.09.2018, Foto: Polizeieinsatz im Hambacher Forst, (Quelle: dpa/AFP / Christoph Reichwein)