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Afghanistan-Einsatz – Typisch Angela Merkel

Veröffentlicht von PSM.Media

Merkel in Regierungserklärung: Furchtbare Dramen in Kabul

Das Chaos in Kabul beschäftigt den Bundestag in einer Sondersitzung. Die Bundeskanzlerin gibt eine Regierungserklärung ab und wird dabei auch persönlich.

Berlin. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat an das Elend der Menschen in Afghanistan erinnert und der bei dem gescheiterten Einsatz in dem Krisenstaat getöteten und verletzten Bundeswehrsoldaten gedacht.

«Die Entwicklungen der letzten Tage sind furchtbar, sie sind bitter», sagte Merkel am Mittwoch in einer Regierungserklärung zum Debakel beim Abzug der Bundeswehr und der westlichen Verbündeten aus Afghanistan im Bundestag. Sie ergänzte: «Für viele Menschen in Afghanistan sind sie eine einzige Tragödie.»

Vor gut einer Woche hatten die militant-islamistischen Taliban die Macht an sich gerissen, seither versuchen Tausende verzweifelte Menschen, auf Evaluierungsflüge am Flughafen Kabul zu kommen.

Merkel sagte, ihre Gedanken seien bei den Soldatinnen und Soldaten, die ihren Einsatz mit ihrem Leben bezahlt hätten, unter ihnen auch 59 Deutsche, sowie bei denen, die durch ihren Einsatz in Afghanistan bleibende Verletzungen an Leib und Seele davongetragen hätten, sagte Merkel. In persönlichen Worten erwähnte sie dabei auch einen ihrer früheren Personenschützer, der bei einem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr getötet worden war.

Merkel sagte, man werde Zeuge, mit welcher Verzweiflung Menschen auf Flughafen Kabul zu gelangen versuchten, um einen Platz in einem rettenden Flugzeug zu kommen. Es spielten sich furchtbare menschliche Dramen ab, etwa wenn Eltern ihre Babys und Kleinkinder irgendwie über die Mauern des Flughafens in die rettenden Hände verbündeter Soldaten zu legen versuchten, oder wenn Menschen in Panik vor dem Flughafen zu Tode getreten würden.

Merkel war kurz vor ihrer Rede noch zu SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich gegangen, sich kurz mit ihm unterhalten und sich auch noch mit der unter Druck stehenden Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer abgestimmt.

Merkel gesteht Fehleinschätzung der Lage in Afghanistan

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eingeräumt, die Entwicklung der Lage in Afghanistan nach dem Abzug der internationalen Truppen falsch eingeschätzt zu haben. Die gesamte internationale Koalition habe die Geschwindigkeit der Entwicklung “ganz offensichtlich unterschätzt, und das gilt auch für Deutschland”, sagte sie in einer Regierungserklärung im Bundestag. Deutschland sei aber keinen “Sonderweg” gegangen.

Während sich in Afghanistan weiterhin dramatische Szenen abspielen, will sich Angela Merkel mit der Analyse des Einsatzes am Hindukusch Zeit lassen. Welche Fehler gemacht wurden, was anders hätten laufen müssen, das müsse nun in Ruhe geprüft werden, erklärte die Kanzlerin am Mittwoch im Bundestag. Aus-sitzen, abwarten, abperlen lassen – Merkel blieb sich auch in ihrer voraussichtlich letzten Regierungserklärung treu. Leider, denn Deutschland hat bei der Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes vieles, aber keine Zeit.

Was in Kabul passiert ist, könnte sich in Bamako, der Hauptstadt von Mali, und anderswo wiederholen. Schon deshalb ist es dringend angebracht, die Strukturen innerhalb der Regierung zu überprüfen und Konsequenzen zu ziehen. Wenn Außenminister Heiko Maas geschlafen hat, dann muss er sofort geweckt werden und nicht erst in ein paar Wochen oder Monaten. Wenn Meldungen des BND nicht ankamen, Befehlsketten bei der Bundeswehr nicht funktionierten, dann muss das jetzt repariert werden und nicht später.

 

DPA/Presse.Online/Straubinger Tagblatt/dts, Foto: Statement von Kanzlerin Merkel © Screenshot Video