Handelsverband rechnet mit 4.500 Ladenschließungen 2025

Innenstädte in Gefahr: Warum jetzt entschieden gehandelt werden muss – und was auf dem Spiel steht
Haben Sie sich in letzter Zeit beim Stadtbummel auch gefragt: Wo sind all die kleinen Läden geblieben? Wo einst das Herz der Stadt schlug, gähnen heute immer öfter leerstehende Schaufenster. Die gute Nachricht? Noch ist nicht alles verloren. Die schlechte? Es braucht jetzt konsequentes Handeln – von der Politik, den Städten und uns allen.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) schlägt Alarm – und das mit gutem Grund. Ganze 4.500 Geschäfte könnten laut aktuellen Prognosen in diesem Jahr schließen. Das ist kein statistischer Ausreißer, sondern ein weiteres Kapitel einer sich zuspitzenden Krise. Schon 2023 mussten 5.000 Läden dichtmachen. Ein Trend, der sich wie ein unsichtbarer Riss durch unsere Innenstädte zieht – schleichend, aber unaufhaltsam. Zum Vergleich: 2015 gab es noch rund 370.000 stationäre Geschäfte in Deutschland. Heute? Nur noch etwa 300.000.
Ein Drama in Zeitlupe
HDE-Präsident Alexander von Preen findet klare Worte: „Dramatisch.“ Treffender lässt sich die Entwicklung kaum beschreiben. Was wir erleben, ist mehr als nur ein Strukturwandel – es ist ein Stück gelebter Alltagskultur, das verloren geht. Die Gründe sind vielfältig: Corona, Digitalisierung, eine anhaltend schwache Konsumstimmung – verschärft durch die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs.
Doch statt Resignation fordert von Preen entschlossenes Gegensteuern. „Wir brauchen neue Mietmodelle, die sich an den realen Umsätzen orientieren.“ Was heißt das konkret? Statt starrer Fixmieten könnten flexible, umsatzbasierte Modelle für Entlastung sorgen – besonders für kleinere, inhabergeführte Läden, die unter der aktuellen Belastung kaum noch Luft zum Atmen haben.
Städte, zeigt, was ihr könnt!
Doch die Verantwortung allein auf Vermieter oder Händler zu schieben, greift zu kurz. Auch die Städte selbst sind gefragt. Denn: Eine attraktive Innenstadt entsteht nicht von allein. Es braucht Aufenthaltsqualität, durchdachte Konzepte und mutige Investitionen in öffentliche Räume. Wer heute die Vielfalt von morgen sichern will, muss jetzt anpacken – mit Herz, Verstand und Ideenreichtum.
Und was ist mit der Politik? Der HDE fordert klare Impulse – etwa durch steuerliche Anreize, die private Investitionen wieder lohnenswert machen. Ob moderne Heizungs- und Klimatechnik, neue Fassaden oder digitale Kassenlösungen: Wenn solche Maßnahmen gezielt gefördert würden, könnten sie zum Rettungsanker für viele Händler werden.
Wir müssen uns entscheiden – für oder gegen lebendige Innenstädte
Was steht auf dem Spiel? Nicht weniger als die Seele unserer Städte. Denn eine Innenstadt ohne Handel ist wie ein Buch ohne Worte – schön anzusehen, aber letztlich leer. Es geht um Begegnung, um Vielfalt, um Identität. Wer je mit der Verkäuferin im Buchladen über Neuerscheinungen plauderte oder im kleinen Modegeschäft ehrliche Beratung bekam, weiß: Diese Erlebnisse kann kein Onlineshop ersetzen.
Jetzt ist der Moment, zu handeln. Für die Politik. Für die Städte. Und auch für uns als Verbraucher. Kaufen wir lokal, unterstützen wir die Menschen, die mit Leidenschaft, Ideen und oft viel Mut ihr Geschäft führen. Denn jede einzelne Kaufentscheidung ist auch eine Entscheidung für unsere Stadt – und ihre Zukunft.
Lassen wir nicht zu, dass unsere Innenstädte stumm werden. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass sie wieder erzählen – von Vielfalt, Leben und echtem Miteinander.
- Nachrichtenagentur AFP