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1200 Euro geschenkt bekommen?- Langzeitstudie zum Grundeinkommen

Veröffentlicht von PSM.Media

1200 Euro für 36 Monate- so geht´s

Das Pilotprojekt Grundeinkommen auf einen Blick

Was ist das Pilotprojekt Grundeinkommen?

Berlin. Das erste Pilotprojekt zum Grundeinkommen in Deutschland besteht aus 3 aufeinanderfolgenden Studien. Die erste startet mit 1.500 Teilnehmenden: 120 davon erhalten drei Jahre lang monatlich 1.200 Euro on top. Bedingungslos. Die Effekte werden mit einer Vergleichsgruppe überprüft.

Grundsatzfragen:

Das Pilotprojekt Grundeinkommen definiert ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) als eine
Geldsumme, die allen Menschen ein Leben lang monatlich vom Staat ausgezahlt werden würde. Der
Betrag muss so hoch sein, dass er existenzsichernd wirkt – also sicherstellt, dass jeder die materiellen
Bedürfnisse befriedigen kann, die zum reinen Überleben notwendig sind, vor allem also Wohnung,
Nahrung, Kleidung und medizinische Versorgung (auch „Existenzminimum“ genannt).

Außerdem soll das Grundeinkommen die Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen
Leben ermöglichen (auch „soziokulturelles Existenzminimum“ genannt). Das Pilotprojekt macht den
existenz- und teilhabesichernden Betrag an der Armutsgefährdungsgrenze fest, welche in Deutschland
im Jahr 2018 bei monatlich 1.135,67 Euro lag. Unterhalb dieses Einkommens sind die Möglichkeiten
der Lebenserhaltung und der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben stark eingeschränkt.

Die Auszahlung ist nicht an eine Bedürftigkeitsprüfung gekoppelt und geht mit keinerlei Verpflichtungen einher. Ob jemand durch Erwerbsarbeit hinzuverdienen möchte, kann jede/jeder EmpfängerIn frei entscheiden. Ist dies nicht gegeben, würde es sich nicht um ein Grundeinkommen, sondern um eine sogenannte „Grundsicherung“ handeln. Das Pilotprojekt Grundeinkommen spricht also nur von einem echten Grundeinkommen, wenn diese vier Kriterien erfüllt sind: Es muss bedingungslos und ohne Voraussetzungen ausgezahlt werden, die Lebenserhaltung sichern und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.

Was bringt das Grundeinkommen?
Genau das will das Pilotprojekt herausfinden. Die Debatte um die Wirkung eines Grundeinkommens
wird bisher vor allem ideologisch geführt und ist geprägt von Vermutungen und Erfahrungen aus
ersten durchgeführten Experimenten. Über den Verein Mein Grundeinkommen haben bereits 650
Menschen für jeweils ein Jahr ein Grundeinkommen von 1.000 Euro monatlich ausgezahlt bekommen.
Bisher fand der Verein dabei heraus, dass das BGE, zumindest im Kleinen, wie erhofft funktioniert: Die GewinnerInnen lebten gesünder und sozialer, viele trafen mutigere Entscheidungen, selbst, wenn
bereits vor dem Gewinn keine finanziellen Sorgen bestanden.

Ist ein Grundeinkommen realistisch finanzierbar?
Wie realistische Finanzierungsmodelle aussehen könnten, soll in einer weiteren Studie – wenn die
erste Studie signifikante Effekte zeigt – erforscht werden.

Zur Entstehung des Pilotprojekts:

Woher stammt die Idee?
Initiiert wurde das Pilotprojekt Grundeinkommen vom gemeinnützigen Verein Mein Grundeinkommen. Seit der Gründung im Jahr 2014 sammelt der Verein per Crowdfunding Geld, um in einer monatlichen Verlosung zufällig ausgewählten Personen Ein-Jahres-Grundeinkommen bedingungslos auszuzahlen. Doch die einjährigen Versuche sind nur begrenzt aussagekräftig. Die Erfahrungen der GewinnerInnen werden zwar in qualitativen Interviews dokumentiert, jedoch nicht ausreichend quantitativ erfasst. Um mehr über die tatsächliche Wirkung des BGEs zu erfahren, wurde das Pilotprojekt Grundeinkommen ins Leben gerufen. Im Rahmen des Pilotprojekts sind, neben der dreijährigen Studie 1, für welche die Bewerbungsphase am 18. August 2020 startet, noch zwei weitere Studien geplant, um weitere Aspekte des Grundeinkommens zu erforschen, wie zum Beispiel realistische Finanzierungsmöglichkeiten eines BGEs

Wie wurde die Studie 1 des Pilotprojekts initiiert?
Mit den Erkenntnissen, welche in diesen „Testläufen“ des Grundeinkommens über sechs Jahre gesammelt wurden, sowie mit dem Wunsch, eine empirische Basis für die zukünftige Debatte um das BGE zu stellen, suchte sich der Verein einen Partner zur Erforschung des Grundeinkommens: Das  Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Basierend auf den Erkenntnissen des Vereins formulierten die WissenschaftlerInnen des DIW Berlins Hypothesen zu den potentiellen Auswirkungen des BGEs auf Einstellung und Verhalten von Menschen, um dies in der nun anlaufenden Studie 1 auf den Prüfstand zu stellen.

Was ist das DIW Berlin?
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist eines der führenden Wirtschafts forschungsinstitute in Deutschland und erforscht wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge in gesellschaftlich relevanten Themenfeldern. Mit den Methoden der empirischen
Sozialforschung werden vom DIW Berlin Erkenntnisse über die Themen Arbeit und Beschäftigung,
subjektives Wohlbefinden und prosoziales Verhalten gewonnen.

Erstes Pilotprojekt in Deutschland zum Bedingungslosen

Grundeinkommen
Die Langzeitstudie wird von 141.341 privaten SpenderInnen finanziert und in
Kooperation mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung realisiert

Die Studie ist der erste Teil des Pilotprojekt Grundeinkommen und steht unter dem Motto „Wir wollen
es wissen“. „Zwar gab es bereits weltweit wissenschaftliche Experimente zum BGE, aber ihre Erkenntnisse sind begrenzt. Sie sind entweder veraltet, nicht verallgemeinerbar oder untersuchen das
Grundeinkommen nur für Erwerbslose. Vor diesem Hintergrund betreten wir in Deutschland mit
dieser Studie wirklich wissenschaftliches Neuland“, sagte Prof. Dr. Jürgen Schupp, Senior Research
Fellow des DIW Berlin.

Geplant ist, 120 TeilnehmerInnen über drei Jahre jeweils 1.200 Euro monatlich auszuzahlen – bedingungslos. Am 18. August ist hierfür die Bewerbungsphase gestartet. Die TeilnehmerInnen
müssen keine Bedürftigkeit belegen und können unbegrenzt Geld hinzuverdienen, wenn sie wollen.
Der Betrag des gezahlten Grundeinkommens orientiert sich an der Armutsgefährdungsgrenze. Das
heißt, er liegt über dem Einkommensbetrag, ab welchem die Möglichkeiten zur Lebenserhaltung und
Teilnahme am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sind.

Eine Million BewerberInnen haben die Chance teilzunehmen
Die Bewerbung zur Teilnahme ist ab heute, 18. August 2020, für alle möglich, die ihren ersten
Wohnsitz in Deutschland haben und mindestens 18 Jahre alt sind. Zur Bewerbung muss ein
dreiminütiger Fragebogen mit Kontaktinformationen, Angaben zu Geschlecht, Kinderanzahl und
Anzahl der Personen im Haushalt sowie einigen Daten zur Lebenssituation, wie den höchsten
erworbenen Schulabschluss, Nettoeinkommen und den Erhalt von Sozialleistungen, ausgefüllt
werden. Die Studie startet, sobald sich eine Million Menschen unter www.pilotprojektgrundeinkommen.de zur Studienteilnahme beworben haben. Diese große Zahl ist notwendig, da die
Datenqualität enorm verbessert wird, wenn die Grundmenge der BewerberInnen, aus der die
TeilnehmerInnen ausgewählt werden, möglichst groß und vielfältig ist. Finden sich weniger als eine
Million BewerberInnen, kann die Studie aber trotzdem starten. In diesem Fall endet die
Bewerbungsfrist am 10. November 2020.

Die Auszahlung der Grundeinkommen beginnt im Frühling 2021. Die TeilnehmerInnen werden im
dreijährigen Studienzeitraum jeweils sechs Onlinefragebögen ausfüllen, welche unter anderem Fragen
zur Erwerbstätigkeit, Zeitverwendung, dem Konsumverhalten, Werten und der Gesundheit enthalten.

Zivilgesellschaftliche Finanzierung
Besonders an der Studie ist, dass sie durch Spenden von 141.341 Privatpersonen finanziert wird, die
momentan 618.720 Euro im Monat an den Verein Mein Grundeinkommen spenden. Ab dem
Studienstart werden rund 23 Prozent dieser Spenden für die vollständige Finanzierung der Studie
verwendet. Die Finanzierung durch private Spenden sichert die politische Unabhängigkeit der Studie.

Hintergrund
Initiiert wurde die Studie vom gemeinnützigen Verein Mein Grundeinkommen. Seit der Gründung im
Jahr 2014 sammelt der Verein per Crowdfunding Geld, um in einer monatlichen Verlosung bisher über
650 zufällig ausgewählten Personen Ein-Jahres-Grundeinkommen bedingungslos auszuzahlen. Bisher
fand der Verein dabei heraus: Die GewinnerInnen lebten gesünder und sozialer, ihr wahrgenommener
Stress sank. Da die einjährigen Versuche nur begrenzt aussagekräftig sind, suchte sich der Verein mit
dem DIW Berlin einen Partner für eine umfassendere Forschung zum Grundeinkommen. Basierend
auf den Erkenntnissen des Vereins, formulierten die WissenschaftlerInnen des DIW Berlins
Hypothesen zu den potentiellen Auswirkungen des BGEs auf Einstellung und Verhalten von Menschen,
um diese in der Studie auf den Prüfstand zu stellen.

„Ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle ist nur dann sinnvoll, wenn es individuell und kollektiv
positive Wirkungen entfaltet, den Anreiz zu bezahlter Erwerbsarbeit nicht zu stark senkt und
finanzierbar ist“, erklärte Michael Bohmeyer. Falls die erste Studie zeigt, dass das Grundeinkommen
deutliche Effekte hat, sollen deshalb, im Rahmen des Pilotprojekts, zwei weitere Studien zum BGE
durchgeführt werden. Während Studie 1 erforscht, ob sich das BGE überhaupt auf Menschen auswirkt,
sollen Studie 2 und 3 feststellen, ob solche möglichen Auswirkungen nur durch das Geld hervorgerufen
werden, das den Menschen ausgezahlt wird, oder eher durch die Sicherheit, die ein Grundeinkommen
bietet. Studie 2 und 3 sollen auch herausfinden, wie man ein Grundeinkommen für alle Menschen in
Deutschland realistisch finanzieren könnte.

Pilotprojekt Grundeinkommen, 20.08.2020, Foto &  © : Pilotprojekt Grundeinkommen