Rubel,Russland,Welt,Presse,News,Medien

Russland beschleunigt die Einführung seiner digitalen Zentralbankwährung

Veröffentlicht von PSM.Media

Russland macht Tempo: Digitaler Rubel soll 2023 kommen

Russland intensiviert seine Bemühungen um einen digitalen Rubel. Ein erstes Pilotprojekt soll dabei im kommenden Jahr starten.

Moskau. Russland beschleunigt die Einführung seiner digitalen Zentralbankwährung. Das gab die russische Nationalbank bekannt. Begründet wird das erhöhte Tempo mit den westlichen Sanktionen.

Digitaler Rubel ante portas

Ursprünglich hätte die erste Phase des digitalen Rubels im Jahr 2024 abgeschlossen sein sollen. Jetzt soll aber bereits im April 2023 mit der zweiten Phase begonnen werden. In dieser Phase soll der digitale Rubel erstmals in den „echten Geldverkehr“ integriert werden.

Die stellvertretende Vorsitzende der Zentralbank, Olga Skorobogatova, sagte bei einem Treffen mit der Regulierungsbehörde: „Angesichts des Tempos, mit dem wir jetzt vorankommen, gehen wir davon aus, dass wir ab April nächsten Jahres in der Lage sein werden, ein Pilotprojekt mit echten Kunden und echten Geschäften zu starten“, sagt die russische Börsenzeitung „Vedomosti“. Es sei alles auf Spur, um die zweite Pilotphase schon im April 2023 starten zu können.

An der ersten Pilotphase, die im Dezember 2021 abgeschlossen wurde, nahmen 12 russische Banken teil, berichtet Edward Slavsquat. Darunter sind einige Banken, die nun vom Westen massiv sanktioniert sind: Ak Bars, Alfa-Bank, Dom.RF, VTB, Gazprombank, Tinkoff Bank, Promsvyazbank (PSB), Rosbank, Sberbank, SKB-Bank, Soyuz und TKB.

Schon jetzt laufen Transaktionen

Ab Januar 2022 wurden die ersten Plattformen des digitalen Rubels erprobt. Dazu gehören die Eröffnung digitaler Geldbörsen von Banken aber auch von Bürgern und Überweisungen zwischen Privatpersonen sowie von Privaten an Unternehmen (Bezahlung von Waren und Dienstleistungen). Am 15. Februar transferierten zwei Banken (VTB und PSB) erstmals digitalen Rubel zwischen ihre Kunden. Wenige Tage später wurde mitgeteilt, dass fünf Kreditinstitute das System derzeit testen würden. Die übrigen würden im Zuge der Feinabstimmungen der IT-Struktur angeschlossen werden.

Aktuell arbeitet man auch an der Interoperabilität des digitalen Rubels mit digitalen Währungen anderer Länder. Es soll eine Finanzinfrastruktur werden, die frei von westlichen Interventionen sein kann und ohne SWIFT für bilaterale Finanztransaktionen zu benötigen. Doch dafür baut Russland offenbar an etwas sehr Ähnlichem wie der Westen. Mit all seinen Gefahren. Digitales Zentralbankgeld kann auch der direkte Weg ins digitale Gefängnis sein – nicht nur in Europa oder China, sondern auch in Russland.

„Vedomosti“ beschreibt dies als „Transparenz der Zahlungsbedingungen“:

„Der digitale Rubel wird auch die Transparenz der Zahlungsbedingungen gewährleisten, da er es ermöglichen wird, die gezielte Ausgabe von Geldern durch die Bürger zu verfolgen, so Vertreter der Promsvyazbank, der Sberbank und der Russian Standard Bank.“

Dagegen steht Denis Smirnow, Blockchain-Berater und Kryptowährungsforscher: „Für die Menschen ist die Einführung des digitalen Rubels die Verwirklichung der schrecklichsten Szenarien, die von Science-Fiction-Autoren in Dystopien beschrieben werden.“ Digitales Zentralbankgeld sei das Ende der Privatsphäre und durch den digitalen Rubel würde „absolute Transparenz im Bereich der persönlichen Finanzen herrschen“.

Damit sich Russland von den „unfreundlichen Staaten“ abkoppeln kann, baut man wohl an einem Finanzsystem ohne Privatsphäre und digitaler Kontrolle. Bemerkenswerte Parallelen zum Westen. Der „Off-Guardian“ vergleicht die beiden Supermächte:

„Russland wird CBDCs einführen, um sich vor westlichen Sanktionen zu schützen. Wie auch immer.

Der Westen wird CBDCs einführen und sich dabei auf die Notwendigkeit berufen, gegen die Finanzierung des inländischen Terrorismus vorzugehen, oder auf Patreon-Zahlungen an Leute mit nicht genehmigten Ideen, oder was auch immer. Es spielt keine Rolle.

Es wird keine Rolle spielen, wie die Begründungen lauten werden. Die Vorwände werden anders sein, aber das System wird genau dasselbe sein. Und das System wird für alle scheiße sein.“

Dieser Beitrag erschien zuvor auf tkp.at

 

tkp, Foto: Rubel © IStock