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Wolfgang Ischinger befürchtet größere Brutalität Russlands

Veröffentlicht von PSM.Media

Sicherheitsexperte Ischinger: Die Lage ist unerträglich gefährlich

Berlin. Wolfgang Ischinger (Präsident des Stiftungsrates der Münchner Sicherheitskonferenz und Botschafter a.D.) warnt davor, aus dem Aufstand der Söldnertruppe Wagner am vergangenen Wochenende in Russland Vorteile für die Ukraine abzuleiten. Der Sicherheitsexperte befürchtet, dass der Kreml sich nun genötigt fühlen könne, in der Ukraine noch brutaler zuzuschlagen als bisher und die Repression im Inneren Russlands weiter zu stärken. Vom Anfang des Endes Putins sei man noch weit entfernt, so Ischingers Einschätzung bei phoenix.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine forderte der ehemalige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz eine deutsche “Langstreckenstrategie”. “Der Krieg wird nicht in einem halben Jahr vorbei sein” und werde enorm viele Ressourcen verbrauchen. In diesem Zusammenhang begrüßte er die von Verteidigungsminister Pistorius angekündigte Verlegung von 4.000 Bundeswehrsoldaten nach Litauen. Eine Brigade könne im Baltikum gegenüber Russland abschreckend wirken, ohne zu eskalieren, so Ischinger im phoenix-Interview. Hingegen sieht der frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz keinen kontinuierlichen Plan der Bundesregierung zur Erfüllung des Ziels, die Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung zu erhöhen.

Mit Blick auf die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr mahnt der frühere Botschafter in Washington, auf der rechten Seite des politischen Spektrums sei der Eindruck entstanden, die Europäer und insbesondere die Bundesrepublik seien “sicherheitspolitische Trittbrettfahrer”, die sich ihre Sicherheit vom amerikanischen Steuerzahler bezahlen lassen würden. Es sei wichtig, Richtung Washington das Signal zu senden: “Wir tun, was wir können”, so Ischinger. Vor dem Hintergrund einer aggressiv auftretenden hegemonialen Führung in Russland wäre eine weitere Legislatur unter Trump verhängnisvoll, so der frühere Botschafter.

 

Phoenix, Foto: Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz und frühere Botschafter in Washington das deutsche Regierungsvakuum © MSC/ Kuhlmann